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Mein Buchtipp: Liebe neu denken

Mehr als ein klassischer Beziehungsratgeber  – so kann das Buch der Autorin Diane Hielscher „Liebe neu denken“ –  tatsächlich verstanden werden; obgleich Titel und Verlagsbeschreibung dies erst einmal nicht vermuten lassen.

Ein vielseitiges, abwechslungsreiches, dabei auch fundiertes und unterhaltsames Buch, dass gekonnt aufzeigt, dass in zahlreichen Fällen eigene Denkmuster und Beziehungsvorstellungen in hohem Maße Einfluss darauf nehmen, ob Alltag in der Partnerschaft gelingt.

Lassen Sie sich überraschen, ob auch Sie – wie viele meiner Klient:innen – während und nach dem Lesen des Buches, Liebe und Partnerschaft noch einmal mit anderen Augen sehen.

Meine Empfehlung: Wissenswerter Beziehungs-Podcast

Mein seit über drei Jahrzehnten in der Paartherapie tätiger und geschätzter Kollege Oskar Holzberg hat gemeinsam mit seiner Frau Claudia und der BRIGITTE-Ressortleiterin Nikola Haaks informative wie auch aufschlussreiche Podcast-Beiträge erstellt. In diesen können interessierte Hörer/innen mehr darüber erfahren, was Paare langfristig verbindet und was Beziehungen oftmals auch scheitern lässt. Dabei geht es um eine stimmige Mischung aus Themen wie Kommunikation, Teufelskreise im Streitverhalten, Bindung, Sexualität und Commitment.

Der zweite und aktuellste Beitrag der Reihe „Paaradox – der Beziehungs-Podcast“ wurde am 12.10.2020 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht das Thema „Kommunikation: Warum wir uns nicht wortlos verstehen“. Erhältlich sind die Beiträge über zahlreiche Podcast-Apps oder über diesen Internetlink.

Mein Theatertipp – nicht nur für Paare

Nichte wenige Paare leben arrangiert, wenn nicht sogar resigniert, nebeneinander her. Andere leben einen Alltag geprägt von zahlreichen Auseinandersetzungen, voller Wut und Aggression. Ob damit verbundene wiederholte Trennungsgedanken schließlich tatsächlich in eine Trennung oder Scheidung münden, ist sehr unterschiedlich. Denn diese lebensverändernde Entscheidung zu treffen, ist alles andere als einfach.

Zugegeben, erwähnte Szenarien wie diese täglich zu erleben, ist alles andere als komisch.
Das Schauspielerehepaar Jennifer und Michael Ehnert stellen ähnliche alltägliche Szenen einer Ehe mit ihrem „Zweikampfhasen“- Programm jedoch auf höchst unterhaltsame Weise dar. Die wortgewaltigen Dialoge, verdichtet mit Witz und Gedankenanregungen, reichen dabei zeitweise auch über die Ehewelt hinaus.

Am 31. Mai findet die 175. Vorstellung dieses gelungenen Programms im Lustspielhaus in Hamburg statt. Diesen und weitere Termine finden Sie hier.

Mithilfe im Haushalt als Liebesbeweis

Eines der häufigsten Streitthemen in Partnerschaften ist neben Kindererziehung und Sexualität die Haushaltsführung.
Eine umfangreiche neue Forsa-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 78% der Befragten in diesem Lebensbereich ihrer Beziehung Konflikte erleben. Bei mehr als einem Drittel findet mindestens einmal im Monat, bei 11% wöchentlich Streit darüber statt.

Die Studie zeigt außerdem auf, dass gemeinsame Hausarbeit genauso wichtig für die Paarzufriedenheit ist wie die gemeinsam verbrachte Freizeit.

Was passiert, wenn ein Partner sich nur unzureichend an der Hausarbeit beteiligt? Warum erscheint Druck oft als einziges Mittel zur Problemlösung und warum kann Hausarbeit als Liebesbeweis gelten?
Antworten darauf und weitere aufschlussreiche Befunde der Studie lesen Sie hier.

Meine, deine, unsere Werte – Kommunikationstipp für Paare

Paare, die sich häufig und sehr vehement streiten, berichten, dass sich diese Auseinandersetzungen oft an Kleinigkeiten entzünden oder sich um scheinbar „banale“ Themen drehen. Nicht selten aber münden Auseinandersetzungen über unterschiedliche Sichtweisen in Eskalationen, da die Partner um ihre „verdeckten“ Wertvorstellungen ringen.
So auch bei Konflikten beispielsweise um Alltagsorganisation oder Fairness und Gerechtkeit. Für den einen Partner steht die finanzielle Versorgung und Absicherung der Familie im Fokus all seiner Bemühungen, während für den anderen der Familienzusammenhalt und die gemeinsame Zeit  „schützenswert“ sind. Darüber zu streiten, welche Motivation nun „richtig“ oder „falsch“ ist und somit in ein nicht endendes „Ping Pong von Argumenten und Gegenargumenten“ zu geraten, ist auf Dauer zermürbend und zudem wenig zielführend.

Eine Möglichkeit ist es stattdessen, gemeinsam darüber zu sprechen, was den jeweils anderen „antreibt“ und welche Wertvorstellung mit dem (kritisierten oder störenden) Verhalten für den Partner verbunden ist. Ein wohlwollendes Gespräch miteinander, in welchem die hauptsächliche Motivation nicht die Klärung von „angemessen/unangemessen“,“richtig/falsch“ oder „recht/unrecht“ ist, sondern vor allem aufrichtiges Interesse oder Neugierde, kann Paaren helfen, sich über wiederkehrende Probleme ein neues Verständnis zu schaffen. Ein echtes Verständnis für den anderen und seine Werte kann eine gemeinsame Problemlösung wiederum deutlich erleichtern und vermeidet „faule Kompromisse“.

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Wie können die Partner über ihre wichtigsten Werte im Leben ins Gespräch kommen?

Eine Möglichkeit wäre es, dass jeder Partner drei der für ihn wichtigsten Werte im Leben oder in der Partnerschaft (das macht eventuell Unterschiede!) notiert und das Paar sich anschließend darüber austauscht. Nehmen Sie sich Zeit für das Notieren und das anschließende Gespräch!
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, anhand eines sich wiederholenden Streitthemas darüber zu sprechen, welcher Wert für den Partner in diesem Konflikt „bedroht“ oder „angegriffen“ wird.

Diese Fragen können bei beiden Möglichkeiten hilfreich sein:

  • Warum ist gerade dieser Wert so bedeutungsvoll für mich oder warum könnte dieser so bedeutsam für mich geworden sein?
  • Was verbinde ich mit diesem Wert?
  • Wie versuche ich diesen zu schützen?
  • Wie verhalte ich mich, wenn ich den Eindruck habe, dass dieser Wert bedroht oder in Frage gestellt wird?
  • Durch welches Verhalten kann dieser Wert angegriffen werden?
  • Wo sehe ich Zusammenhänge zu bestimmten Konflikten zwischen uns und diesem für mich / dich hochbedeutungsvollen Wert?
  • Wo hat der Wert –  und das, was ich gestützt durch ihn versuche zu leben und umzusetzen  – aus meiner Sicht / deiner Sicht positiven und wo negativen Einfluss auf unsere Partnerschaft und unser Familienleben?

Ein Austausch über Werte lohnt sich immer – auch für glückliche Paare, die es bleiben wollen!
Es darf sogar Spaß machen!

Mein Buchtipp – zum Thema Treue und Vertrauen

Der renommierte Experte für Paartherapie John Gottman untersucht seit Jahrzehnten, welche Verhaltensmuster es genau sind, die in zufriedenen Partnerschaften vorherrschen.
In seinem neuesten Buch für Paare „Die Vermessung der Liebe“ erhalten Leser interessante Einblicke in diese Paar- und Emotionsforschung und deren Methoden. Wiederholt hebt der Paarforscher Vertrauen als einen der wesentlichsten Faktoren gelingender Liebe hervor und zeigt auf, dass Misstrauen auf vielen Ebenen entstehen und wachsen kann. Zudem erläutert er vier hauptsächliche Kommunikationsfehler, welche die Zufriedenheit und das Wohlbefinden in der Partnerschaft stark negativ beeinflussen.

Einigen Lesern könnte der erste Teil des Buches mit seinen Versuchserklärungen und statistischen Berechnungen eventuell zäh erscheinen. Zudem sind Gottmans Beschreibungen zu Untreue und „fremdgehen“ stellenweise gewöhnungsbedürftig, was eventuell auch der Übersetzung geschuldet sein könnte. Es lohnt sich jedoch dran zu bleiben!

Paare, die keine Patentrezepte, stattdessen aber Anregungen zu gelingender und intimer Kommunikation, praktische Tipps zum Umgang mit Streit und Konflikten, Fragestellungen und Übungen zur eigenen Reflexion erwarten, werden die Anschaffung dieses Buches keineswegs bedauern.

Probleme in der Partnerschaft wirklich! lösen

Häufig streiten Paare immer wieder um die selben Themen, entwickeln jedoch keine tragfähigen, alltagstauglichen Lösungen für diese. Frust wie auch erneuter Streit sind vorprogrammiert und irgendwann schleichen sich Erschöpfung und Resignation ein.

Woran liegt es, dass  Paare keine angemessene Problemlösungen erarbeiten?
Nicht selten versäumen es Paare, sich während einer Meinungsverschiedenheit  – oder zumindest dann, wenn sich die Wogen wieder geglättet haben – ausreichend Zeit für den Austausch zu nehmen. Zudem tauschen Sie sich nicht darüber aus, was für den jeweils anderen Partner bzgl. des (Problem-)Themas wirklich schwierig ist und welche Gefühle, über Ärger und Wut hinaus, damit für ihn verbunden sind. Eine tatsächliche Verständigungsbasis wird damit nicht erarbeitet. Doch diese ist grundlegend für Lösungen, welche die Emotionen beider Partner berücksichtigen. Nur auf diese Weise vermeiden Paare „faule Kompromisse“ oder vorschnelle Lösungen, die für einen Partner auch nur „Lippenbekenntnisse“ sein können.

Der Austausch der Partner braucht in jedem Fall ausreichend Zeit und Ruhe. Zeit ist eine knappe Ressource geworden; doch Streit, andauernde Spannungen sowie eine anschließende Versöhnung brauchen oftmals viel mehr Zeit und zermürben die Partner zunehmend.
Um wirklich zu verstehen, was den Partner beschäftigt und was das Thema für ihn so belastend macht, ist es notwendig, einander wirklich gut zuzuhören und nicht schon mit der Gegenargumentation beschäftigt zu sein. In diesem Fall lassen sich die Partner nicht aufeinander ein, versuchen nicht, den Partner wirklich zu verstehen, sondern ihn von der eigenen Sichtweise zu überzeugen oder Recht zu bekommen.
Um Interesse an der Sicht des Partners zu zeigen und ihm zu vermitteln, dass Sie bereit sind, sich auf seine Wahrnehmungen einlassen – auch wenn das in einigen Situationen sehr schwer fällt – halten Sie Blickkontakt. Wenn Sie die Sichtweise des anderen nicht nachvollziehen können, fragen Sie möglichst offen und wohlwollend nach. Die sogenannten „W-Fragen“ (wie, was, wobei….) sind dabei äußerst hilfreich. Die „Warum-Frage“ sollten Sie in sehr angespannten Situationen vermeiden, da diese den anderen schnell unter Rechtfertigungsdruck setzen kann.

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Es kann nicht immer gelingen, den anderen vollständig zu verstehen. Einige Reaktionen und Emotionen bleiben eventuell nicht verständlich. Das ist ganz normal und gefährdet eine Beziehung nicht. Es gefährdet sie viel mehr, wenn die Partner diese Differenzen nicht aushalten und stets nach Einheit und Einigkeit streben. Eine reife Partnerschaft akzeptiert Unterschiede.