Archiv der Kategorie: Beziehungsalltag

Blogempfehlung: Frauen wollen nicht nur reden….

Für interessierte Leserinnen und Leser empfehle ich den Blog von paarlife – einem Kommunikations- und Stresstrainingsprogramm für Paare, das bereits vor 22 Jahren von dem renomierten Schweizer Paarforscher Guy Bodenmann entwickelt wurde und fortlaufend wissenschaftlich überprüft wird. In den Blogbeiträgen finden sich regelmäßig interessante Anreungen und Tipps für Paare, die zu einem großen Teil auf langjährigen Forschungserkenntnissen basieren.

Auch der lesenwerte Beitrag zum Thema „Frauen wollen nicht nur reden“ findet sich hier.

Entscheidungskonflikte lösen

Unser Alltag ist voller Widersprüche und unklarer Verhältnisse. Diese sind von den meisten jedoch nur schwer zu ertragen – sehnen wir uns doch nach Eindeutigkeit und klaren Antworten. Mehrdeutige Emotionen, Konflikte und nicht zu beantwortende Fragen stressen stattdessen regelrecht. Doch einen Umgang mit genau diesen Ambivalenzen zu finden, kann äußerst entlastend sein.

Dass die meisten Menschen ein-fache und ein-deutige Lösungen für widersprüchliche Situationen und Emotionen suchen, ist normal; denn Lösungen machen bezogen auf die Evolution Sinn. Dies betont auch der Neurowissenschaftler David Eagleman, der die Lösungsbemühungen sogar als eine der Hauptfunktionen unseres Gehirns bezeichnet.

Zum beharrlichen Streben nach Eindeutigkeit tragen auch die technologischen Fortschritte bei – nicht zuletzt die tägliche Verwendung von Smartphones. Ihre Nutzung vermittelt Lösungen für Probleme, derer man sich vorher oftmals nicht bewusst war oder Probleme, die sich erst durch deren Nutzung selbst ergeben. So können wir auf die meisten Fragen sofort nach Antworten  „googlen“, „liken“oder „disliken“, potenzielle Sexualbegegnungen und Ablenkungen jeder Art „suchen“ und damit immer auch unangenehmen Gefühlen vorbeugen oder sie verdrängen.

Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit in einer stetig komplexer werdenden Welt zeigt sich auch in psychologischen Forschungsbefunden. Aus ihnen geht wiederholt hervor, dass die Fähigkeit ambivalente Gefühle auszuhalten, ein Zeichen von „Reife“ darstellen und dabei deutlich zum Wohlbefinden von Menschen beitragen kann (u.a. Arnold Retzer). Ist es evtl. diese Reife, die Menschen mit einem hohen Lebensalter oftmals weiser und gelassener erscheinen lässt?

Der Paarforscher John Gottman hebt resultierend aus seinen breit angelegten Forschungen hervor, dass ca. 67 % aller täglichen Paarprobleme nicht lösbar sind. So sind beispielsweise Werte, Vorlieben und Persönlichkeitsanteile auch durch getroffene Entscheidungen nicht veränderbar und können zu ambivalenten Gefühlen führen.
In der Paarberatung und Paartherapie zeigt sich eingängig, dass, statt verbissen an dem einzig „richtigen“ oder „rechtmäßigen“ Lösungsweg festzuhalten und sich dabei in regelrechten Argumentationskriegen zu verlieren, das Ziel der Partner ein Dialog sein sollte, der aus den häufig festgefahrenen Problemlösungsmustern herausführt. Damit werden Lösungsansätze begünstigt, welche die Bedürfnisse beider Partner – zumindest zu einem für beide Seiten annehmbaren Teil – einschließen. Schon mit dieser inneren Grundhaltung zueinander ist es den Partnern oft möglich, bei der Suche nach möglichen Lösungen auch kreativer zu werden.

Neben alltäglichen Entscheidungen müssen wir alle von Zeit zu Zeit auch lebensverändernde Entscheidungen (z.B. Partnerwahl, Trennung, Familiengründung oder Umzüge) treffen. Dabei ist es für Viele nicht zu ertragen, dass gerade diese Entscheidungen Zeit, Geduld und die Akzeptanz ihrer mit ihnen verbundenen Unklarheiten brauchen. Diese Einsicht ist den meisten zwar nicht fremd, doch scheint immer wieder die Illusion treibend, die „richtige“ Entscheidung schnellstmöglich treffen und zu einer Eindeutigkeit „zurück“ zu wollen. Doch auf viele Fragen und Abwägungen sind vorhersehbare und realistische Antworten kaum möglich. Dies zu erdulden, kann befreiend wirken; den Entscheidungsdruck deutlich senken und so aus dem Gefühl der Lähmung herausführen, welches die meisten Klienten in solchen Entscheidungssituationen beschreiben.
Ein Anfang.

Meine Empfehlung: Wissenswerter Beziehungs-Podcast

Mein seit über drei Jahrzehnten in der Paartherapie tätiger und geschätzter Kollege Oskar Holzberg hat gemeinsam mit seiner Frau Claudia und der BRIGITTE-Ressortleiterin Nikola Haaks informative wie auch aufschlussreiche Podcast-Beiträge erstellt. In diesen können interessierte Hörer/innen mehr darüber erfahren, was Paare langfristig verbindet und was Beziehungen oftmals auch scheitern lässt. Dabei geht es um eine stimmige Mischung aus Themen wie Kommunikation, Teufelskreise im Streitverhalten, Bindung, Sexualität und Commitment.

Der zweite und aktuellste Beitrag der Reihe „Paaradox – der Beziehungs-Podcast“ wurde am 12.10.2020 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht das Thema „Kommunikation: Warum wir uns nicht wortlos verstehen“. Erhältlich sind die Beiträge über zahlreiche Podcast-Apps oder über diesen Internetlink.

Es ist nie zu früh für eine Paartherapie

Aktuelle Studien zeigen, dass lediglich jedes fünfte Paar vor einer Scheidung versucht, mittels professioneller Unterstützung diesen Schritt zu umgehen und die Ehe zu retten. Während die Meisten bei gesundheitlichen Fragen schnell den Rat von Fachleuten suchen und bei beruflichen Themen Fort- und Weiterbildungen in Anspruch nehmen, scheint der Gang in eine Paarberatung oder Paartherapie noch immer ungewöhnlich. Dabei beeinflusst die Zufriedenheit in der Partnerschaft das Wohlbefinden stärker als Gesundheit, Beruf und finanzielle Sicherheit.

Auch unverheiratete Paare, die in den genannten Zahlen nicht mitzuerfassen sind, zögern häufig und dann vielfach zu lange, Rat und Hilfe zu suchen. Paarberatung und Ehetherapie können dann häufig nur noch der Schadensbegrenzung dienen. Dabei zeigen Paar- und Stressforschung sehr eindrücklich, dass Paare nicht früh genug die eigenen Kommunikations-,  Stressbewältigungs- und Problemlösungsfähigkeiten ausbauen können (u.a. M. Schaer, 2016; Bodenmann 2010, 2014). Hierfür bieten sich auch frühzeitig genutzte Präventionsprogramme für Paare an, wie z.B. paarlife.
Zögerliche Paare oder Ratsuchende, deren Partner/in (noch) nicht zu einer Paarberatung bereit sind, können ebenfalls auf Onlineangebote zurückgreifen.

Lesen Sie in diesem Interview mit meiner geschätzten Kollegin aus Paarforschung und Paartherapie Anne Milek mehr dazu.

Blog-Tipp für Paare

paarlife – ist ein wissenschaftlich fundiertes und auf Wirksamkeit überprüftes Stress- und Kommunikationstraining für Paare. Entwickelt wurde dieses Programm bereits vor 21 Jahren vom erfahrenen Paarforscher und Experten für Paarberatung und Paartherapie Guy Bodenmann. Das Training der Universität Zürich unterstützt Paare bei der gemeinsamen Stressbewältigung im Alltag und einer gelingenden Kommunikation unter Stress.
Eine Vielzahl von Studien zeigt nach dem Training und der Anwendung dort gelernter Tools positive Effekte – sowohl in Bezug auf die Zufriedenheit als auch die Kommunikation und Problemlösung in der Partnerschaft. Zudem lassen sich deutliche Verbesserungen in der gemeinsamen Stressbewältigung feststellen.

Neben weiteren Informationen zu dem Stresstraining für Paare, lizenzierten Anbietern in der Schweiz und Deutschland sowie Trainingsterminen, finden Sie auf der Homepage des Programms auch einen Blog mit informativen Beiträgen für Paare.

Als Verantwortliche für das renommierte Paartraining in Deutschland beantworte auch ich Ihnen gerne Fragen. Schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an.

 

Eigene Auszeiten beeinflussen die Partnerschaft positiv

Bedingt durch die Schulferienzeiten ist der Sommer- und Jahresurlaub für die meisten Familien und Paare in den nördlichen Bundesländern bereits zu Ende. Der Erholungseffekt ist im Alltag aber oftmals recht schnell aufgezehrt. Wie Sie es schaffen können, diesen Effekt entweder länger zu erhalten oder wie Sie sich selbst auch im Alltag immer wieder Erholungszeiten schaffen können, lesen Sie nachfolgend.

Regelmäßig begegnen mir in meiner Praxis für Paarberatung in Hamburg Menschen, die vom Alltag sehr aufgerieben und erschöpft sind. Wird alltäglicher Stress, den die Partner z.B. zusätzlich in ihrem Arbeitsumfeld haben, nicht bewältigt, schwappt er in den meisten Fällen auf die Partnerschaft über. Die Partner sind z.B. leichter reizbar, ungeduliger oder ziehen sich zurück, da der Alltagsstress zu einem höhreren Bedürfnis nach Ruhe führen kann. Die Stressreaktionen der Partner können sehr unterschiedlich sein. In ihrer Wirkung auf die Partnerschaft haben sie jedoch meist eines gemeinsam: Die Kommunikationsqualität in der Beziehung sinkt deutlich. Dies potenziert dass Stresserleben und führt schnell zu Missverständnissen und Konflikten in der Partnerschaft. Nicht selten finden Teufelskreise hier ihren Anfang.

Nachdem ich mit Paaren, die mit dieser Thematik in meine Praxis kommen, Möglichkeiten zur Verbesserung der Kommunikation im Stress sowie gegenseitiger Unterstützung erarbeite,  kann es ein weiterer wesentlicher Baustein der Paarberatung sein, auch darauf zu schauen, wie sich die Partner im Alltag regenerieren können. Wichtig ist dabei, dass Paare es (wieder) schaffen, sich entspannte Zeiten zu zweit zu schaffen. Unzweifelhaft verlangt dies beiden Partnern eine hohe und neue Organisationsleistung ab.

Wesentlich ist neben diesen Zeiten der Zweisamkeit, aber auch Zeit für jeden Partner selbst. Selbstverständlich gibt es Wochen und auch Monate, in denen diese Zeit massiv eingeschränkt sein kann, wie z.B. nach der Geburt eines Kindes, hohen Arbeitsbelastungen oder bei Krankheit. Fehlt die Zeit für sich selbst aber dauerhaft, kann Stress aus dem Alltag nicht abgebaut werden und das Gefühl „zu kurz zu kommen“ und Frust heizen den Stresspegel eher an.

Ich empfehle den Partnern, je nachdem, wie es in ihren persönlichen Alltag und ihre persönliche Lebensphase passt, sich regelmäßig kleinere und größere Auszeiten auch für sich selbst zu gönnen. Oftmals ist es gar nicht der Partner, der eigenen Auszeiten im Weg steht, sondern man selbst erlaubt es sich nicht, zwischendurch mal „abzutauchen“ oder Verantwortungen vollständig abzugeben. Dabei kann auch die Sorge, den Partner zu überlasten oder nicht ausreichend für die Kinder da zu sein, eine Rolle spielen.

Diese Fragen können Ihnen behilflich sein, herauszufinden, was Sie bislang (oft) daran hindert, sich selbst Auszeiten zu gönnen:

  • Wie wichtig sind Sie sich selbst?
  • Sind es die Erwartungen anderer, die Sie aufhalten oder doch eher eigene?
  • Welches Verpflichtungsgefühl steht Ihnen evtl. im Weg?
  • Sind Sie der Überzeugung, Entspannung und Zeit für sich verdient zu haben?
  • Haben Sie es gelernt, sich abzugrenzen und sich selbst etwas Gutes zu tun?
  • Wann fällt ihnen dies leichter, wann schwerer?
  • Was würden Sie für sich tun, wenn Sie fünf bis zehn Minuten mehr Zeit am Tag für sich hätten?
  • Welches Gefühl entsteht, wenn Sie sich einen Moment lang vorstellen, dies auch umzusetzen?

Fangen Sie ggf. mit kleinen Schritten an, mehr für sich zu tun. Aus meinen Erfahrungen in der Paarberatung steht am Anfang der Umsetzung oftmals, die eigene innere Erlaubnis zu Auszeiten und der willentliche Beschluss.
Gönnen Sie sich nach dem Bringen der Kinder in Kita oder Schule noch eine kurze Espressozeit oder trinken Sie nach der Mittagspause noch einen Kaffee – ohne Kollegen. Seien Sie einmal am Tag bewusst mit sich allein. Oder gehen Sie trotz enger zeitlicher Taktung im Alltag noch eine kleine Runde oder bewusst etwas langsamer, bevor Sie die Tür zum Büro oder ihrer Familie wieder öffnen.
Mehrere meiner Klienten berichten, dass ihnen auch EntspannungsApps im Alltag helfen. Die Einheiten beginnen mit fünf bis sieben Minuten täglich.

Anfangs kann sich die Umsetzung noch sehr künstlich bzw. unnatürlich anfühlen. Doch wenn Sie ihren eigenen kleinen Beschlüssen folgen, werden Sie merken, dass es mit der Zeit immer einfacher wird und ihre „Mini-Auszeiten“ sogar Teil Ihres Alltags werden. Sie erreichen damit übrigens nicht nur, sich weniger gestresst zu fühlen, sondern machen auch die Erfahrung, eigene Beschlüsse in die Tat umsetzen zu können, was widerum Ihr Selbstwertgefühl stärkt.
Womit Sie beginnen, ist unwesentlich. Wichtig ist allein, dass Sie es – für sich – tun.

Gelingt es Paaren, neben bewussten Paarzeiten, auch Zeiten für jeden einzelnen Partner zu organsieren, kann sich dies sehr positiv auf das Stresserleben beider Partner auswirken und damit auch auf ihre Kommunikation und Zufriedenheit in der Beziehung.
Paare in meiner Praxis vereinbaren unterschiedlichste Modelle, so z.B., dass jeder Partner in der Woche einen freien Abend hat. Andere Paare, denen dies z.B. durch wechselnde Schichtdienste nicht möglich ist, vereinbaren ein Wochenende für jeden – im monatlichen oder vierteljährlichen Wechsel. Beginnen Sie auch hier mit kleineren Schritten.

Zudem muss Zeit mit sich – Alleinsein – oftmals erst gelernt werden. Es ist in ruhigen Momenten für sich schließlich auch möglich, sich selbst näher zu kommen. Dabei können auch mal negative Gefühle zutage treten, die sonst im Alltag verdrängt oder nicht ausreichend berücksichtigt werden (sollen). Aber gerade diesen Gefühlen etwas Zeit geben, heißt auch, in Ruhe darüber nachdenken zu können, wie Sie Ihren inneren Kompass wieder nachjustieren können. Negative Gefühle sind häufig ein guter Indikator dafür, wo es Ihnen auch an Selbstsorge mangeln könnte oder in welche Bereiche Sie im Alltag mehr Aufmerksamkeit investieren sollten. Alltag leben heißt schließlich auch, täglich Entscheidungen treffen und priorisieren zu müssen.