Der berührende Dokumentarfilm „Für immer“ (2023) berichtet über ein Paar, das seit über 60 Jahren den Alltag bestreitet und die Kunst, zusammen alt zu sein.
Der berührende Dokumentarfilm „Für immer“ (2023) berichtet über ein Paar, das seit über 60 Jahren den Alltag bestreitet und die Kunst, zusammen alt zu sein.
Eifersucht kennen die meisten von uns – mehr oder weniger. Auf Dauer und in hoher Intensität ist diese Form der Emotion jedoch massiv belastend. Oftmals darunter liegende Verlustängste können zu kontrollierenden, zwanghaften Verhaltensweisen und Handlungen führen, welche die Partnerschaft und Paarkommunikation erschweren.
Im Ratgeber „Wege aus der Eifersucht“ von Willi Ecker, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapeut, finden Leser:innen mittels zahlreicher Beispiele Erklärungsansätze für Eifersucht und damit einhergehende Denkstrukturen. Gleichzeitig dient dieses Buch als Leitfaden für diejenigen Leser: innen, die Wege aus dem leidvollen und oftmals beziehungsvergiftenden Verhaltensweise suchen.
Lösungen, die früher hilfreich waren,
können heute zu Problemen führen.
Glück entsteht oft durch
Aufmerksamkeit in kleinen Dingen,
Unglück durch
Vernachlässigung kleiner Dinge.
(Wilhelm Busch)
Für interessierte Leserinnen und Leser empfehle ich den Blog von paarlife – einem Kommunikations- und Stresstrainingsprogramm für Paare, das bereits vor 22 Jahren von dem renomierten Schweizer Paarforscher Guy Bodenmann entwickelt wurde und fortlaufend wissenschaftlich überprüft wird. In den Blogbeiträgen finden sich regelmäßig interessante Anreungen und Tipps für Paare, die zu einem großen Teil auf langjährigen Forschungserkenntnissen basieren.
Auch der lesenwerte Beitrag zum Thema „Frauen wollen nicht nur reden“ findet sich hier.
Unser Alltag ist voller Widersprüche und unklarer Verhältnisse. Diese sind von den meisten jedoch nur schwer zu ertragen – sehnen wir uns doch nach Eindeutigkeit und klaren Antworten. Mehrdeutige Emotionen, Konflikte und nicht zu beantwortende Fragen stressen stattdessen regelrecht. Doch einen Umgang mit genau diesen Ambivalenzen zu finden, kann äußerst entlastend sein.
Dass die meisten Menschen ein-fache und ein-deutige Lösungen für widersprüchliche Situationen und Emotionen suchen, ist normal; denn Lösungen machen bezogen auf die Evolution Sinn. Dies betont auch der Neurowissenschaftler David Eagleman, der die Lösungsbemühungen sogar als eine der Hauptfunktionen unseres Gehirns bezeichnet.
Zum beharrlichen Streben nach Eindeutigkeit tragen auch die technologischen Fortschritte bei – nicht zuletzt die tägliche Verwendung von Smartphones. Ihre Nutzung vermittelt Lösungen für Probleme, derer man sich vorher oftmals nicht bewusst war oder Probleme, die sich erst durch deren Nutzung selbst ergeben. So können wir auf die meisten Fragen sofort nach Antworten „googlen“, „liken“oder „disliken“, potenzielle Sexualbegegnungen und Ablenkungen jeder Art „suchen“ und damit immer auch unangenehmen Gefühlen vorbeugen oder sie verdrängen.
Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit in einer stetig komplexer werdenden Welt zeigt sich auch in psychologischen Forschungsbefunden. Aus ihnen geht wiederholt hervor, dass die Fähigkeit ambivalente Gefühle auszuhalten, ein Zeichen von „Reife“ darstellen und dabei deutlich zum Wohlbefinden von Menschen beitragen kann (u.a. Arnold Retzer). Ist es evtl. diese Reife, die Menschen mit einem hohen Lebensalter oftmals weiser und gelassener erscheinen lässt?
Der Paarforscher John Gottman hebt resultierend aus seinen breit angelegten Forschungen hervor, dass ca. 67 % aller täglichen Paarprobleme nicht lösbar sind. So sind beispielsweise Werte, Vorlieben und Persönlichkeitsanteile auch durch getroffene Entscheidungen nicht veränderbar und können zu ambivalenten Gefühlen führen.
In der Paarberatung und Paartherapie zeigt sich eingängig, dass, statt verbissen an dem einzig „richtigen“ oder „rechtmäßigen“ Lösungsweg festzuhalten und sich dabei in regelrechten Argumentationskriegen zu verlieren, das Ziel der Partner ein Dialog sein sollte, der aus den häufig festgefahrenen Problemlösungsmustern herausführt. Damit werden Lösungsansätze begünstigt, welche die Bedürfnisse beider Partner – zumindest zu einem für beide Seiten annehmbaren Teil – einschließen. Schon mit dieser inneren Grundhaltung zueinander ist es den Partnern oft möglich, bei der Suche nach möglichen Lösungen auch kreativer zu werden.
Neben alltäglichen Entscheidungen müssen wir alle von Zeit zu Zeit auch lebensverändernde Entscheidungen (z.B. Partnerwahl, Trennung, Familiengründung oder Umzüge) treffen. Dabei ist es für Viele nicht zu ertragen, dass gerade diese Entscheidungen Zeit, Geduld und die Akzeptanz ihrer mit ihnen verbundenen Unklarheiten brauchen. Diese Einsicht ist den meisten zwar nicht fremd, doch scheint immer wieder die Illusion treibend, die „richtige“ Entscheidung schnellstmöglich treffen und zu einer Eindeutigkeit „zurück“ zu wollen. Doch auf viele Fragen und Abwägungen sind vorhersehbare und realistische Antworten kaum möglich. Dies zu erdulden, kann befreiend wirken; den Entscheidungsdruck deutlich senken und so aus dem Gefühl der Lähmung herausführen, welches die meisten Klienten in solchen Entscheidungssituationen beschreiben.
Ein Anfang.
Ein neuer Irrtum ist mir lieber als alle Gewissheiten.
(Hans Magnus Enzenberger)
Mein seit über drei Jahrzehnten in der Paartherapie tätiger und geschätzter Kollege Oskar Holzberg hat gemeinsam mit seiner Frau Claudia und der BRIGITTE-Ressortleiterin Nikola Haaks informative wie auch aufschlussreiche Podcast-Beiträge erstellt. In diesen können interessierte Hörer/innen mehr darüber erfahren, was Paare langfristig verbindet und was Beziehungen oftmals auch scheitern lässt. Dabei geht es um eine stimmige Mischung aus Themen wie Kommunikation, Teufelskreise im Streitverhalten, Bindung, Sexualität und Commitment.
Der zweite und aktuellste Beitrag der Reihe „Paaradox – der Beziehungs-Podcast“ wurde am 12.10.2020 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht das Thema „Kommunikation: Warum wir uns nicht wortlos verstehen“. Erhältlich sind die Beiträge über zahlreiche Podcast-Apps oder über diesen Internetlink.
(Friedrich Hölderlin)
Gelöste Konflikte sind in der Regel besser als vermiedene. Wie man richtig streitet und für alle Seiten möglichst akzeptable Lösungen entwickelt, zeitweise auch verhandelt, diesem Thema widmet sich die aktuellste Ausgabe der GEO Kompakt.
In einer Zusammenstellung von Artikeln zu mehreren konflikthaften Lebensbereichen, in die stets Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis einfließen, findet der Leser interessante Anregungen.