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Entscheidungskonflikte lösen

Unser Alltag ist voller Widersprüche und unklarer Verhältnisse. Diese sind von den meisten jedoch nur schwer zu ertragen – sehnen wir uns doch nach Eindeutigkeit und klaren Antworten. Mehrdeutige Emotionen, Konflikte und nicht zu beantwortende Fragen stressen stattdessen regelrecht. Doch einen Umgang mit genau diesen Ambivalenzen zu finden, kann äußerst entlastend sein.

Dass die meisten Menschen ein-fache und ein-deutige Lösungen für widersprüchliche Situationen und Emotionen suchen, ist normal; denn Lösungen machen bezogen auf die Evolution Sinn. Dies betont auch der Neurowissenschaftler David Eagleman, der die Lösungsbemühungen sogar als eine der Hauptfunktionen unseres Gehirns bezeichnet.

Zum beharrlichen Streben nach Eindeutigkeit tragen auch die technologischen Fortschritte bei – nicht zuletzt die tägliche Verwendung von Smartphones. Ihre Nutzung vermittelt Lösungen für Probleme, derer man sich vorher oftmals nicht bewusst war oder Probleme, die sich erst durch deren Nutzung selbst ergeben. So können wir auf die meisten Fragen sofort nach Antworten  „googlen“, „liken“oder „disliken“, potenzielle Sexualbegegnungen und Ablenkungen jeder Art „suchen“ und damit immer auch unangenehmen Gefühlen vorbeugen oder sie verdrängen.

Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit in einer stetig komplexer werdenden Welt zeigt sich auch in psychologischen Forschungsbefunden. Aus ihnen geht wiederholt hervor, dass die Fähigkeit ambivalente Gefühle auszuhalten, ein Zeichen von „Reife“ darstellen und dabei deutlich zum Wohlbefinden von Menschen beitragen kann (u.a. Arnold Retzer). Ist es evtl. diese Reife, die Menschen mit einem hohen Lebensalter oftmals weiser und gelassener erscheinen lässt?

Der Paarforscher John Gottman hebt resultierend aus seinen breit angelegten Forschungen hervor, dass ca. 67 % aller täglichen Paarprobleme nicht lösbar sind. So sind beispielsweise Werte, Vorlieben und Persönlichkeitsanteile auch durch getroffene Entscheidungen nicht veränderbar und können zu ambivalenten Gefühlen führen.
In der Paarberatung und Paartherapie zeigt sich eingängig, dass, statt verbissen an dem einzig „richtigen“ oder „rechtmäßigen“ Lösungsweg festzuhalten und sich dabei in regelrechten Argumentationskriegen zu verlieren, das Ziel der Partner ein Dialog sein sollte, der aus den häufig festgefahrenen Problemlösungsmustern herausführt. Damit werden Lösungsansätze begünstigt, welche die Bedürfnisse beider Partner – zumindest zu einem für beide Seiten annehmbaren Teil – einschließen. Schon mit dieser inneren Grundhaltung zueinander ist es den Partnern oft möglich, bei der Suche nach möglichen Lösungen auch kreativer zu werden.

Neben alltäglichen Entscheidungen müssen wir alle von Zeit zu Zeit auch lebensverändernde Entscheidungen (z.B. Partnerwahl, Trennung, Familiengründung oder Umzüge) treffen. Dabei ist es für Viele nicht zu ertragen, dass gerade diese Entscheidungen Zeit, Geduld und die Akzeptanz ihrer mit ihnen verbundenen Unklarheiten brauchen. Diese Einsicht ist den meisten zwar nicht fremd, doch scheint immer wieder die Illusion treibend, die „richtige“ Entscheidung schnellstmöglich treffen und zu einer Eindeutigkeit „zurück“ zu wollen. Doch auf viele Fragen und Abwägungen sind vorhersehbare und realistische Antworten kaum möglich. Dies zu erdulden, kann befreiend wirken; den Entscheidungsdruck deutlich senken und so aus dem Gefühl der Lähmung herausführen, welches die meisten Klienten in solchen Entscheidungssituationen beschreiben.
Ein Anfang.

Gedanken und Einsichten

Nachdem wir unser Ziel
aus den Augen verloren hatten,
verdoppelten wir unsere
Anstrengungen.

(Mark Twain)

Gedanken und Einsichten

Don´t ever make decisions based on fear. Make decisions based on hope and possibility.
Make decisions based on what should happen, not what shouldn´t.

(Michelle Obama)

Mein Theatertipp – nicht nur für Paare

Nichte wenige Paare leben arrangiert, wenn nicht sogar resigniert, nebeneinander her. Andere leben einen Alltag geprägt von zahlreichen Auseinandersetzungen, voller Wut und Aggression. Ob damit verbundene wiederholte Trennungsgedanken schließlich tatsächlich in eine Trennung oder Scheidung münden, ist sehr unterschiedlich. Denn diese lebensverändernde Entscheidung zu treffen, ist alles andere als einfach.

Zugegeben, erwähnte Szenarien wie diese täglich zu erleben, ist alles andere als komisch.
Das Schauspielerehepaar Jennifer und Michael Ehnert stellen ähnliche alltägliche Szenen einer Ehe mit ihrem „Zweikampfhasen“- Programm jedoch auf höchst unterhaltsame Weise dar. Die wortgewaltigen Dialoge, verdichtet mit Witz und Gedankenanregungen, reichen dabei zeitweise auch über die Ehewelt hinaus.

Am 31. Mai findet die 175. Vorstellung dieses gelungenen Programms im Lustspielhaus in Hamburg statt. Diesen und weitere Termine finden Sie hier.

Erwägung

(Erich Fried)

Ich soll das Unglück
das ich durch dich erleide
abwägen
gegen das Glück
das du mir bist

Geht das nach Tagen
und Stunden?
Mehr Wochen
der Trennung
des Kummers
des Bangseins nach dir
und um dich
als Tage des Glücks

Aber was soll das Zählen?
Ich habe dich lieb

Gehen oder bleiben?

Die Entscheidung, ob man sich aus einer langjährigen freundschaftlichen, partnerschaftlichen oder familiären Beziehung lösen will, ist alles andere als einfach.
Zahlreiche Menschen suchen dabei Unterstützung in Beratung oder Coaching.

Abgesehen davon, dass Entscheidungen mit einer solchen Tragweite Prozesse darstellen – sind sie kompex und weisen oftmals einen Zusammenhang mit unterbewussten Mustern auf. Lesen Sie mehr dazu in dieser aktuellen Ausgabe der ZEIT Wissen.

Mein Lesetipp zum Thema „Die Kunst zu streiten“

Eine vielfältige und informative Auswahl an Artikeln rund um das Thema „Richtig streiten“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe der GEO Wissen.
Die Artikel und Interviews mit Experten für Paarberatung und Paartherapie, Mediatoren, Psychologen, Friedensforschern und Politikern geben unter anderem Aufschluss zu folgenden Fragen:

Wie entstehen Konflikte?
Warum brechen Kriege aus und was haben Kriege mit Konflikten in Paarbeziehungen gemeinsam?
Was ist beim konstruktiven Umgang mit Wut und Aggressionen hilfreich?
Wie lassen sich Konflikte am Arbeitsplatz bewältigen?
Wie können Menschen innere Entscheidungskonflikte lösen?
Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation?
Wie arbeiten Mediatoren und was ist bei der Auswahl eines Streitschlichters wichtig?

Lesen Sie außerdem in der aktuellen Ausgabe ein Interview zu meiner Arbeitsweise in der Paarberatung.