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Selbsterfüllende Prophezeiungen?

Immer wieder begegnen mir in meiner Praxis Menschen, die Annahmen oder Voraussagen treffen, welche dann aus ihrer Sicht auch eintreffen und damit ihre Selbstwahrnehmung bestätigen.
Diese Erfahrungen könnten sich dem Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung zuordnen lassen, welches der Kommunikationswissenschaftler Watzlawick beschrieb und populär machte.

Selbsterfüllende Prophezeiungen lassen sich in zahlreichen sozialen Kontexten beobachten. In der Kommunikation mit anderen Menschen kommt es häufig vor, dass sich unser Gegenüber genau so verhält, wie es befürchtet oder vorhergesehen wird. Entscheidend kann dabei die eigene innere Haltung sein, mit der wir auf andere zu- und eingehen. Die Reaktionen des Gegenübers bestätigen wiederum unsere Annahmen – im positiven wie im negativen Sinne. Das heißt, eine erfundene Wirklichkeit wird lediglich dann real, wenn wir daran glauben.

Für Menschen in meiner Praxis stehen meist die negative Konsequenzen im Mittelpunkt und sind über negative manifestierte Selbsteinstellungen zu einer echten Belastung geworden. Doch wenn diese Menschen erkennen, dass es sich bei einer Prophezeiung nur um eine Prophezeiung handelt, kann diese schon nicht mehr selbsterfüllend sein. Bereits Watzlawick wies darauf hin, wie wichtig es deshalb in Beratungen und Therapien ist, die eigenen oft unbewussten und negativen Einstellungen zu entlaven – da bewusste (alternative und realistische) Gedanken und daran geknüpfte Emotionen die Chance erhöhen, sein Leben selbst aktiv beeinflussen zu können.