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Vormerken: Mein Buchtipp für das Frühjahr 2015

Die Unsicherheit in Sachen Liebe und Sex nimmt zu, u.a. dadurch, dass Sexualität heute omnipräsent ist. Auch Untreue in Beziehungen scheint kein Tabu mehr zu sein. Der erfahrene Psychologe Dirk Revenstorf zeigt in seinem neuen Buch „Liebe und Sex in Zeiten der Untreue: Wege aus der Verunsicherung“ eindrucksvoll, dass Partnerschaft dennoch eine Zukunft hat und wie es Paaren gelingen kann, Erwartungen und Vorstellungen, die heute an uns herangetragen werden, hinter sich zu lassen und gemeinsam eine langfristig glückliche Beziehung zu entwickeln.

Passen wir überhaupt zusammen?

Viele Menschen träumen von einem Partner der gleichzeitig ihr Seelenverwandter ist. Wieder andere suchen im Partner eine erfüllende Ergänzung.
Die Forschung zeigt, dass Menschen sich bei der Partnerwahl häufig von Partnern angezogen fühlen, die andere Persönlichkeitseigenschaften oder Verhaltens- und Lebensweisen haben. Mit Blick auf die dauerhafte Zufriedenheit von Beziehungen sprechen Untersuchungsbefunde wiederholt jedoch dafür, dass Partner, die sich ähnlich sind – vor allem in ihren Zielen, Wünschen und Wertvorstellungen – eine bessere Ausgangsposition haben (vgl. u.a. Heil, 1991; Lösel & Bender, 2003; Bierhof & Rohmann, 2005; Bodenmann & Fux, 2010).

Im Verlauf einer langen Beziehung können sich Wertvorstellungen und Bedürfnisse verändern – z.B. durch neue berufliche Aufgaben, Elternschaft und andere neue Erfahrungen. Dies ist nicht zwingend bedrohlich für den Bestand der Beziehung, sondern kann auch zu einer förderlichen Entwicklung der Partnerschaft beitragen und Langeweile, Monotonie verhindern.
Je verbundener ein Paar sich fühlt, desto eher gelingt es den Partnern diese Veränderungen und damit zusammenhängenden Herausforderungen, die zunächst häufig auch Angst machen können, zu meistern. Die Partnerschaft zu pflegen und das Wir-Gefühl zu stärken, ist also eine wesentliche Voraussetzung für ein tragfähiges Beziehungsfundament und eine hohe Widerstandskraft in Krisen bzw. kritischen Phasen (u.a. Birnbaum, 2012; Bodenmann & Fux, 2010). Beziehungskrisen zeigen meist einen Veränderungsbedarf an und haben damit eine wesentliche Funktion für Paare.

Festzuhalten ist, dass es in jeder langjährigen Beziehung Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen gibt. Entscheidend ist dabei nicht, ob Menschen den „Richtigen“ oder die „Richtige“ gefunden haben, sondern vielmehr der gemeinsame Umgang mit diesen. Mit wie vielen Unterschieden die Partner also dauerhaft glücklich sein können steht folglich auch in engem Zusammenhang mit der gegenseitigen Toleranz und wirklichen Kompromissbereitschaft.

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Literatur/-quellen:
Birnbaum, A. (2012). Rituale im Alltag von Paaren. Asanger.
Bodenmann, G. & Fux, C. (2010)
. Was Paare stark macht. Das Geheimnis glücklicher Beziehungen. Beobachter.
Bierhoff, H.-W. & Rohmann, E. (2005). Was Liebe stark macht. Die neue Psychologie der Paarbeziehung. Rowohlt.
Lösel, F. & Bender, D. (2003). Theorien und Modelle der Paarbeziehung. In I. Grau & H.-W. Bierhoff (Hrsg.), Sozialpsychologie der Partnerschaft (S. 43-75). Springer.
Heil, F. E. (1991). Ehe und Partnerschaft als Gegenstand psychologischer Forschung. In M. Amelang, H.-J. Ahrens & H.-W. Bierhoff (Hrsg.), Partnerwahl und Partnerschaft. Formen und Grundlagen partnerschaftlicher Beziehungen (S. 1-27). Hogrefe.

Alle Veränderungsversuche gescheitert und trotzdem bleiben?

Warum Paare in tiefe Krisen geraten, welche eine Trennung unumgänglich erscheinen lassen und wie es Paare schaffen können, der zunehmenden Entfremdung entgegenzuwirken wie auch die eigene Investitionsbereitschaft wieder zu erhöhen, lesen Sie in diesem interessanten Bericht.

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Mein aktueller Buchtipp – für bewusste Zweisamkeit

Nähe kann auf Dauer nur erhalten werden, wenn Paare es verstehen, sich im Alltag immer wieder kleine Erholungsinseln zu schaffen und sich aktiv Zeit für Zweisamkeit zu nehmen. Ob Kanu zusammen fahren, gemeinsam schöne, verborgene Plätze auskundschaften, ein gemütliches Café oder Dinge neu entdecken, die das Flair der Hansestadt ausmachen – dieses Büchlein kann Paare auf neue Ideen bringen und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, das eigentlich bekannte Hamburg mal ganz anders zu erleben. Gemeinsam.

Mein heutiger Buchtipp – für Paare, deren Leidenschaft eingeschlafen ist

Auch Paare, denen es gelingt, eine dauerhaft zufriedene Beziehung führen, kennen nicht selten das sinkende sexuelle Verlangen nach dem Partner/ der Partnerin und Langeweile im Bett. David Schnarch, Experte für Eheberatung und Wegbereiter der Sexualtherapie zeigt in diesem fundierten Buch eindrücklich, das Paare sich damit nicht abfinden müssen. Seine Erfahrungen aus der Paartherapie verdeutlichen, dass sexuelles Verlangen im Kopf entsteht und stark mit den Verhaltensmustern in einer Partnerschaft sowie der Beziehungsqualität zusammenhängen.

Als wesentliche Voraussetzung für eine erfüllte Sexualität rückt der Autor die Intimität in den Mittelpunkt. Intime Nähe, welche sich vom Paar auch fortwährend erarbeitet werden muss, ist gewissermaßen das Fundament für körperliche Nähe und Erotik. An entsprechenden Beispielen zeigt Schnarch, wie wichtig auch hier die persönliche Entwicklung und die Bereitschaft zur Arbeit an sich selbst ist.

Die konkreten Fallbeispiele, welcher der Experte umfassend erörtert, sowie die Zusammenfassungen am Ende jeden Kapitels erleichtern dem Leser – trotz einiger komplexer medizinischer Gesichtspunkte – das Lesen und Finden (nicht vorgefertigter) Lösungswege.