Schlagwort-Archive: Langeweile

Paarinseln

Die psychologische Paarforschung zeigt wiederholt, dass Paare, die gemeinsam Zeit verbringen und sich im Alltag „Paarinseln“ schaffen und erhalten, zufriedener in ihrer Beziehung sind. Das „Wir-Gefühl“ und die Verbundenheit der Partner wird gestärkt, gleichzeitig bilden die gemeinsamen Erinnerungen eine Art „Stresspuffer“  für aufreibende und anstrengende Wochen (Birnbaum, 2011). Wird die Zeit zu zweit dauerhaft vernachlässigt, entfremden sich die Partner im Verlauf der Zeit immer mehr voneinander und die Motivation sinkt, etwas miteinander zu unternehmen. Einer dieser Teufelskreise also…

Eine Zürcher Studie (Bodenmann & Milek, 2011) verdeutlicht, dass es bei der gemeinsam verbrachten Zeit, jedoch nicht nur um die Quantität, sondern auch die Qualität dieser geht. Entscheidend ist das wie. So hat gemeinsames Fernsehen einen deutlich geringeren Einfluss auf die Partnerschaftszufriedenheit als z.B. gemeinsames Kochen oder Theaterbesuche zu zweit.

Für letztgenannte bietet sich die am 10. September stattfindende „Theaternacht Hamburg“ an. Hier können Interessierte das Programm einsehen.

Mein aktueller Buchtipp – für Paare, die ihrer Sexualität Schwung verleihen wollen

Damit im Verlauf einer Partnerschaft aus Lust nicht Frust wird, aus Leidenschaft nicht Langeweile braucht auch das Sexualleben Pflege und Aufmerksamkeit.
Statt eines Ratgebers zum Thema erfüllte Sexualität hat Ulrich Clement, Experte für Paarberatung und Sexualtherapie, ein indiskretes Fragebuch für Paare mit dem Titel „Think love“ verfasst.

Die Fragestellungen regen die eigene Kreativität an, machen Mut und nicht zuletzt auch Spaß. Die Unterscheidung des Autors zwischen Phantasien und Bedürfnissen eröffnet dabei neue und spannende Einblicke in die Sichtweisen des Partners und ist gleichzeitig entlastend. Weiterer willkommener Sideeffekt: Leser können sich selbst und ihre sexuellen Bedürfnisse (besser) kennenlernen und damit die Voraussetzung schaffen, diese auch zu leben. Denn nur wer seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle ausdrückt, erhöht deutlich die Möglichkeit, das jene auch Berücksichtigung finden. Wer sich anfangs schwer damit tut, dem bietet dieses Buch auch Platz für schriftliche Antworten.

 

 

Warum sich die Liebe ausschleicht

Forschungen zeigen, dass es oft nicht die großen Herausforderungen und Ereignisse sind, die Menschen zu einer Trennung oder Scheidung von ihrem Partner bewegen. Die alltäglichen Widrigkeiten sind es, die Paaren von heute zu schaffen machen.
Die Ursachen hierfür sind komplex. Eine wesentliche Rolle spielt, laut dem Experten für Paartherapie Dirk Revenstorf, der „narzistische Zeitgeist“, welcher ein dauerhaftes Glücksgefühl als erstrebenswert erachtet – so auch in Partnerschaften. Damit eng verbundene Werte, wie Gleichberechtigung und Entscheidungsfreiheit gewinnen seit Jahrzehnten an Bedeutung. Was der Wandel von normativen Zwängen hin zu Selbstbestimmung für die Liebe bedeutet, lesen Sie in diesem Artikel ausführlicher.

Mein Buchtipp: Für Menschen an Weggabelungen

Immer wieder begegnen mir in der Paarberatung und -therapie Menschen, die nicht nur ihre Partnerschaft, sondern auch ihr bisheriges Leben bilanzieren. Dabei stellt sich für sie somit nicht nur die Frage, ob sie die Beziehung zu ihrem Partner aufrechterhalten können und wollen. Die Suche nach einem erfüllten Leben beinhaltet auch die Fragen, wer bin ich und wer will ich in meinen nächsten Lebensjahren sein, was möchte ich erleben und verändern?  Das Buch „Drei Fragen: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem?“ von Jorge Bucai kann an dieser Weggabelung helfen.

Lust & Hingabe

Heutige Paarbeziehungen sind zunehmend auf Fairness, Gerechtigkeit und Ebenbürtigkeit ausgerichtet. Nahezu im direkten Widerspruch scheint dieses partnerschaftliche Werteprinzip zu Sex zu stehen. Sex, verstanden auch als totale Hingabe, Verführung, Dominanz, Besitzergreifung und Territorialität, verbunden mit temporäen Angst-, Unwiderstehlichkeits- und Allmachtsfantasien.

Lesen Sie hierzu mehr in diesem aufschlussreichen Interview mit dem Sexualtherapeuten und -forscher Ulrich Clement.

Mein Buchtipp: Für Paare, die ihre Liebe & Leidenschaft erhalten wollen

Nach dem Verliebtsein folgen unweigerlich Alltag und mit ihm die Auseinandersetzung mit alltäglichen Widrigkeiten und den Eigenheiten des anderen. Welche Herausforderungen es umfasst, in einer dauerhaften Partnerschaft zu leben und wie sich Liebe und sexuelle Leidenschaft dennoch erhalten lassen, beschreibt das Therapeutenpaar Schmitz aus Österreich in seinem informativen, zeitweise etwas sehr ausführlichen, dafür aber stets leicht verständlichen Buch „Liebe, Lust und Ehebett“.

Das Thema Sexualität wird in diesem Buch wider Erwarten nur gestreift; im Mittelpunkt der Schilderungen stehen die oft überhöhten Erwartungen an Beziehung und Ehe, welche meistens in Enttäuschung und Frust münden. Deutlich wird in allen Kapiteln des Buches: Wer Liebe und Begehren in der Beziehung bewahren möchte, muss bereit sein, unermüdlich an ihr zu arbeiten.

Paare mit dieser Grundeinstellung finden hier Anregungen, wie es ihnen gelingt, Desinteresse, Gleichgültigkeit, verbitterte Gefühle und dadurch ausgelöste Krisen zu vermeiden. Sie erhaltenTipps, wie sie sich im hektischen Alltag Zeit für Zweisamkeit schaffen und auch in emotionsgeladenen Situationen konstruktiv kommunizieren können. Thematisiert wird außerdem wie es in einer zufriedenen Partnerschaft gelingen kann, sich selbst und seine eigene Bedürfnisse nicht aufzugeben. Dabei verdeutlichen Fallbeispiele die praktische Umsetzung der Tipps von den Autoren.

 

Langeweile als Luxus

Ein aktueller Artikel aus der ZEIT schildert es treffend: Kinder haben heute in ihrer Freizeit häufig vielfältigere und abwechslungsreichere Möglichkeiten der Beschäftigung als noch vor wenigen Jahrzehnten. Gleichzeitig können sich Eltern neben dem Beruf auch innerhalb der Familie stärker selbst verwirklichen. Familie gilt für Viele nicht mehr ausschließlich als Verzicht.  

Dennoch sind deutliche Tendenzen zu verzeichnen, dass sich Eltern mit und über ihre Kinder selbst zu verwirklichen versuchen, indem sie ihre ehrgeizigen, z.B. musischen und sportlichen Vorstellungen umsetzen sollen. Eltern können dabei zu Treibern von Freizeitstress und gleichzeitig zu einer starken Kontrollinstanz werden. Viel zu selten haben Kinder tatsächlich noch ihre eigene Freizeit, wählen frei ihre Beschäftigungen und Freunde aus. Das Gleichgewicht zwischen fürsorglicher Aufmerksamkeit und Fremdbestimmung gerät immer häufiger aus den Fugen. Dabei kann Langeweile eine wesentliche Voraussetzung für Kinder sein, zu lernen, sich selbst zu beschäftigen, Nischen zu nutzen, um die eigenen Gedanken treiben zu lassen und sich dadurch zu entspannen. Langeweile ist eben auch Luxus.

Das Begehren aufrechterhalten. Nur wie?

Die Ansprüche und Erwartungen an Beziehungen sind so hoch wie noch nie zuvor: Der Partner soll bester Freund, Supporter und Berater sein, dabei ausreichend Raum für Selbstverwirklichung lassen und gleichzeitig ausreichend Halt im unbeständigen Alltag geben. Nicht zuletzt soll der Partner fürsorglich, umsorgend sein wie auch Erotik und Leidenschaft leben.

Wie man das Begehren auch in langjährigen Beziehungen aufrechterhalten und gemeinsam eine „erotische Intelligenz“ entwickeln kann, zeigt die erfahrene Paar- und Sexualtherapeutin Esther Perel in diesem Vortrag, der Untertitel in zahlreichen Sprachen umfasst.

Kleine Erinnerungshilfe für bewusste Paare

Für viele Paare ist es hilfreich, immer mal wieder kleine Anregungen zur Pflege einer lebendigen und glücklichen Partnerschaft zu erhalten. Mitarbeiter der Universität Zürich, die u.a. das bewährte Stresstrainingsprogramm „paarlife“ für Paare entwickelten und an der psychologischen Paarforschung maßgeblich beteiligt sind, verfassen hierfür sogenannte “Paarbriefe”.
Wenn Sie Angebote zur Pflege Ihrer Partnerschaft nutzen und sich über zentrale und Beziehungsthemen informieren möchten, sind Sie hier richtig.