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Lustlosigkeit? Mein aktueller Buchtipp.

Kaum gibt es irgendwo so zahlreiche Klischees wie in der Sexualität. Der ewig lustvolle Mann ist eines dieser stereotypen Vorurteile.
Männliche Unlust ist trotz deutlich zu verzeichnender Zunahme noch immer ein Tabu – für Mann und Frau. Viele Frauen in sexlosen Beziehungen erklären sich das sexuelle Desinteresse ihres Mannes mit der eigenen schwindenden sexuellen Anziehung, was oftmals zu starken Selbstzweifeln führt.
Dass die Wirklichkeit immer häufiger anders aussieht, zeigt die Autorin Weiner Davis in ihrem Buch „Lustlos. Was Frauen tun können, wenn er nicht mehr will.“  – mittlerweile in der fünften Auflage. Ziel der Autorin ist es, Frauen Mut zu machen, indem sie für das tabuisierte Thema sensibilisiert. Gleichzeitig erweitert Weiner Davis Ursachenerklärungen und zeigt Frauen praktische Wege auf, wie Nähe und Intimität wieder einen Platz in der Partnerschaft finden können.

Lustlosigkeit oder sexuelle Dauerbereitschaft: Frust vorprogrammiert

Nach wiederholter Ablehnung durch die Zulassungsbehörde FDA soll nun ab Oktober das Medikament mit dem Markennamen Addyi, das fälschlicherweise als „Viagra für Frauen“ bezeichnet wird, auf den US-Markt kommen.

Seit der letzten Ablehnung 2013 liegen keine neuen empirischen Belege für die Wirksamkeit des Medikaments vor. Doch geschickte Marketingstrategien der Herstellerfirma pushen das nur auf den ersten Blick feministisch anmutende Argument, dass es bei sexunterstützenden Medikamenten für Männer nur gerecht sei, auch Frauen etwas für besseren Sex anzubieten.

Frauen müssen das Medikament – im Gegensatz zu Männern, die Viagra nach Bedarf für eine Erektion einnehmen können – jedoch vier Wochen lang täglich zu sich nehmen, um nur einen minimalen Effekt zur Luststeigerung zu erzielen. Hierfür müssten dann aber auch in der Partnerschaft die Voraussetzungen erfüllt oder zumindest die Stimmung gegeben sein. Denn Lust und Unlust bei Frauen haben komplexe Ursachen, die sehr oft in der Beziehung liegen. Paarkonflikte scheinen demnach vorprogrammiert, wenn diese Ursachen ausgeblendet werden und eine lustlose Frau auf Drängen ihres Partners medikamentös dagegen angeht, ihr diese Lust in der Paarbeziehung aber nicht entspricht.

Wie man als Paar mit langanhaltender Lustlosigkeit umgehen kann – sofern sie als Problem empfunden wird – lässt sich wesentlich erfolgreicher in einer Paarberatung oder Eheberatung klären als durch eine vermeindlich luststeigernde, umstrittene Pille.

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Kein Interesse am Sex?

Das Thema Lustlosigkeit wird unserer Gesellschaft nach wie vor stark gemieden. Lustlosigkeit gilt als anormal. Wer trotz zunehmender sexueller Freiheiten, der permanenten Präsenz von Nacktheit in den Medien, trotz zahlreicher Angebote von Seitensprungagenturen, Swinger-Clubs und breit gestreuten Viagra-Werbekampagnen offen damit umgeht, keinerlei Interesse an Sex zu haben, wird nicht selten als „verklemmt“ bezeichnet und der Rat, einen Psychologen aufzusuchen folgt oft unmittelbar. Dabei ist Asexualität nicht neu. Selbst in den Kinsey-Reporten aus den 1950er Jahren finden sich erste Befunde dazu, dass es ein geringen Prozentsatz an Menschen gibt, die eine keine bzw. eine geringe Libido haben – ebenso, wie es einen geringen Prozentsatz derjenigen gibt, die fortlaufend eine hohe sexuelle Lust empfinden.

Doch wann handelt es sich um eine Phase von Lustlosigkeit, die in einer Partnerschaft zeitweise ganz normal sein kann und wann geht es um Asexualistät? Das Desinteresse der Wissenschaft ist mit der mangelnden Brisanz des Themas durch die starke Tabuisierung zu erklären. Somit handelt es sich noch immer stark um Mutmaßungen. So begründen Wissenschaftler eine geringe Libido auf der einen Seite als Folge der starken sexuellen Offenheit und auf der anderen Seite als Ausdruck des Überdrusses einer hoch sexualisierten Gesellschaft.

Schon erste Untersuchungen von Alfred Kinsey zeigten, Sexualität ist nichts Festgelegtes. So können sich einige Menschen zeitweise asexuell fühlen und in einer anderen Lebensphase doch Lust spüren. Wissenschaftliche Begründungen hierzu gibt es ebenfalls kaum. Denn Asexualität wird bislang nicht als sexuelle Orientierung betrachtet, sondern ausschließlich als Begleiterscheinung körperlicher Erkrankungen wie z.B. Diabetes, als Auswirkung von Depressionen oder Stresserkrankungen und dementsprechend therapiert.

Erfahrungsberichte wie auch Hintergrundinformationen zu dem noch weitgehend tabuisierten Thema finden Sie hier.