Das Thema Lustlosigkeit wird unserer Gesellschaft nach wie vor stark gemieden. Lustlosigkeit gilt als anormal. Wer trotz zunehmender sexueller Freiheiten, der permanenten Präsenz von Nacktheit in den Medien, trotz zahlreicher Angebote von Seitensprungagenturen, Swinger-Clubs und breit gestreuten Viagra-Werbekampagnen offen damit umgeht, keinerlei Interesse an Sex zu haben, wird nicht selten als „verklemmt“ bezeichnet und der Rat, einen Psychologen aufzusuchen folgt oft unmittelbar. Dabei ist Asexualität nicht neu. Selbst in den Kinsey-Reporten aus den 1950er Jahren finden sich erste Befunde dazu, dass es ein geringen Prozentsatz an Menschen gibt, die eine keine bzw. eine geringe Libido haben – ebenso, wie es einen geringen Prozentsatz derjenigen gibt, die fortlaufend eine hohe sexuelle Lust empfinden.
Doch wann handelt es sich um eine Phase von Lustlosigkeit, die in einer Partnerschaft zeitweise ganz normal sein kann und wann geht es um Asexualistät? Das Desinteresse der Wissenschaft ist mit der mangelnden Brisanz des Themas durch die starke Tabuisierung zu erklären. Somit handelt es sich noch immer stark um Mutmaßungen. So begründen Wissenschaftler eine geringe Libido auf der einen Seite als Folge der starken sexuellen Offenheit und auf der anderen Seite als Ausdruck des Überdrusses einer hoch sexualisierten Gesellschaft.
Schon erste Untersuchungen von Alfred Kinsey zeigten, Sexualität ist nichts Festgelegtes. So können sich einige Menschen zeitweise asexuell fühlen und in einer anderen Lebensphase doch Lust spüren. Wissenschaftliche Begründungen hierzu gibt es ebenfalls kaum. Denn Asexualität wird bislang nicht als sexuelle Orientierung betrachtet, sondern ausschließlich als Begleiterscheinung körperlicher Erkrankungen wie z.B. Diabetes, als Auswirkung von Depressionen oder Stresserkrankungen und dementsprechend therapiert.
Erfahrungsberichte wie auch Hintergrundinformationen zu dem noch weitgehend tabuisierten Thema finden Sie hier.