Archiv der Kategorie: Beratung / Therapie

Der andere soll den ersten Schritt tun?

Sie haben viel versucht, immer wieder und über lange Zeit? Inzwischen sind sie zu erschöpft und müde, um sich zu streiten, dem Partner /der Partnerin (vergeblich) mitzuteilen, was Ihnen in der Beziehung fehlt, was Sie brauchen oder um gemeinsam nach Lösungen zu suchen?

Aktuell finden an der Universität Zürich Untersuchungen dazu statt, warum die Faszination des Anfangs mit der Zeit nachlässt und die Partner häufig dazu neigen, lediglich das Negative am Gegenüber zu sehen. Erste Befunde zeigen, dass nicht mangelnde Kompetenz der Paare die alleinige Ursache ist, sondern eine veränderte Motivation an der Beziehung und sich selbst zu arbeiten.
Der Verlauf einer Partnerschaft kann auch mit der Passung der Persönlichkeiten der Partner zusammenhängen. Es zeigen sich jedoch Faktoren wie eine hohe Ichbezogenheit, zu hohe Erwartungen und eine zu geringe Toleranz als wesentliche Ursachen für den schleichenden, aber deutlichen Veränderungsprozess.

Dieser Artikel des in der Paarberatung und Paartherapie tätigen Forschers zeigt, dass es sich trotz aller Schwierigkeiten, Enttäuschungen und Sprachlosigkeit lohnen kann, sich „zuammenzuraufen“ und sich dabei professionelle Unterstützung zu suchen.

 

Untreue und Internet,

Einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 1994 zufolge, gaben 27,6% der Männer und 26,3% der Frauen zwischen dem 20. und 41. Lebensjahr an, schon einmal untreu in ihrer Beziehung geworden zu sein (Laumann et al.). Aktuellere Untersuchungen zeigen, dass ca. 40-50% der Befragten im Verlaufe Ihres Lebens untreu sind (u.a. Kröger et al., 2010). Dabei ist Untreue bei beiden Geschlechtern ähnlich oft zu verzeichnen (Plack et al., 2010) Frauen sind häufiger emotional untreu, während Männer eher körperlich  sexuell untreu sind (Sheppard et al., 1995). Bei der zusammenhängenden Betrachtung sexueller und emotionaler Untreue liegen Frauen mit 50,6% sogar höher als Männer (39,3%) (Brand et al., 2007). Insgesamt herrscht in der Forschung jedoch keine Einigkeit über das Auftreten von Untreue in Partnerschaften, da eine hohe Dunkelziffer anzunehmen ist. Es lässt sich jedoch davon ausgehen, dass rund 30-50% der Paare von dieser ernsthaften Herausforderung und Krise für eine Beziehung betroffen sind.

Steigende Zahlen lassen sich bezüglich sexueller Untreue im bzw. mittels Internet verzeichnen. Hierzu gehört u.a. das Flirten mit Online-Bekanntschaft(en), Gespräche oder Chats mit sexuellen Inhalten, Masturbation während des Chattens, der Austausch von Nacktfotos oder Nacktheit mittels Webcam und nicht zuletzt der Konsum von Pornographie , der ebenfalls häufig als Treuebruch aufgefasst wird(u.a. Mileham , 2007). Immer häufiger nutzen Menschen das Internet, um (Außen-)Beziehungen aufzubauen. 42% gehen dabei explizit eine Affäre ein (Hertlein & Piercy, 2006) und 30% führen diese Affäre offline bzw. über das Internet hinaus weiter (Mileham, 2007; Underwood & Findlay, 2004).

Es ist anzunehmen, dass Untreue mittels Internet in seiner Bedeutung für Partnerschaften und damit auch als Thema in Paarberatung und Paartherapie weiter ansteigen wird

Meine aktuelle Buchempfehlung – für Paare, die wissen wollen, was in einer Paartherapie passiert

Dieses unkomplizierte und dabei einfühlsame und humorvolle Buch berichtet von tiefgreifenden Partnerschaftskonflikten und Beziehungsproblemen sowie entscheidenden Wendepunkten in Paarberatung und Paartherapie. Nachgezeichnet werden bedeutungsvolle Augenblicke der Beziehungsklärung, Verständigung und Problembewältigung. Dabei sensibilisiert der Autor dafür, dass es eine Menge Arbeit und Mut erfordert, die verloren geglaubte Liebe und Zuneigung zum Partner wiederzufinden.

Mein heutiger Buchtipp – als Paar die Depression besiegen

Die Erkrankung an einer Depression stellt nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für seinen Partner eine enorme Herausforderung dar. Forschungsergebnisse zeigen, dass sowohl bei der Entstehung von Depression und deren Verlauf die Partnerschaftsqualität hohen Einfluss besitzt.

Das Buch „Depression und Partnerschaft. Hintergründe und Hilfen“ von Prof. Dr. Guy Bodenmann veranschaulicht, wie diese Zusammenhänge und eine angemessene Unterstützung des Partners aussehen. Dabei stellt es heraus, dass bei der Behandlung einer Depression der Partner einbezogen werden sollte bzw. parallel zur Behandlung eine Paarberatung oder Paartherapie unterstützend wirken kann. Im Gegensatz zu einer ausschließlich individuellen Therapie lässt sich damit u.a. das Rückfallrisiko deutlich reduzieren.

Herbst- und Winterdepression oder Stimmungstief?

Wer an einer Depression erkrankt, leidet unter länger anhaltender Interessen- und Antriebslosigkeit sowie gedrückter Stimmung.  Dabei unterscheidet sich die Erkrankung deutlich von Erschöpfungsgefühlen, zwischenzeitlichen Stimmungstiefs oder Gefühlen von Mutlosigkeit und Trauer. Obwohl diese Erkrankung weit verbreitet ist, wird sie dennoch häufig nicht ernst genommen, erkannt und angemessen behandelt.

Informationen zu Ursachen von Depression, Symptomen und Diagnose sowie Vorbeugung und erfolgversprechenden Therapieansätzen finden Sie hier: Link.