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Selbsterfüllende Prophezeiungen?

Immer wieder begegnen mir in meiner Praxis Menschen, die Annahmen oder Voraussagen treffen, welche dann aus ihrer Sicht auch eintreffen und damit ihre Selbstwahrnehmung bestätigen.
Diese Erfahrungen könnten sich dem Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung zuordnen lassen, welches der Kommunikationswissenschaftler Watzlawick beschrieb und populär machte.

Selbsterfüllende Prophezeiungen lassen sich in zahlreichen sozialen Kontexten beobachten. In der Kommunikation mit anderen Menschen kommt es häufig vor, dass sich unser Gegenüber genau so verhält, wie es befürchtet oder vorhergesehen wird. Entscheidend kann dabei die eigene innere Haltung sein, mit der wir auf andere zu- und eingehen. Die Reaktionen des Gegenübers bestätigen wiederum unsere Annahmen – im positiven wie im negativen Sinne. Das heißt, eine erfundene Wirklichkeit wird lediglich dann real, wenn wir daran glauben.

Für Menschen in meiner Praxis stehen meist die negative Konsequenzen im Mittelpunkt und sind über negative manifestierte Selbsteinstellungen zu einer echten Belastung geworden. Doch wenn diese Menschen erkennen, dass es sich bei einer Prophezeiung nur um eine Prophezeiung handelt, kann diese schon nicht mehr selbsterfüllend sein. Bereits Watzlawick wies darauf hin, wie wichtig es deshalb in Beratungen und Therapien ist, die eigenen oft unbewussten und negativen Einstellungen zu entlaven – da bewusste (alternative und realistische) Gedanken und daran geknüpfte Emotionen die Chance erhöhen, sein Leben selbst aktiv beeinflussen zu können.

Mein Serientipp: Was ist wahr, was ist wirklich?

Viele Paare kennen das: Streiten darum, wie es denn nun genau war; wer wann was genau gesagt, getan oder auch nicht getan hat. Ein nicht enden wollender Schlagabtausch, der in unzufriedenen Partnerschaften meist in Eskalationen oder Rückzug mündet.

in der Paarberatung und -therapie erlebe ich fast täglich die Mühe der Partner, sich gegenseitig von der jeweils eigenen Wahrheit und damit der „Verteilung“ von Schuld und Recht überzeugen zu wollen.
Die Entscheidung, was wesentlich ist und was nicht, unterscheidet sich jedoch von Mensch zu Mensch – wie es bereits der Kommunikationswissenschaftler und Philosoph von Glasersfeld in seinen Veröffentlichungen zum „Konstruktivismus“ betonte. Wie wirklich also ist unsere Wirklichkeit? Wenn Wirklichkeit stets nur konstruiert ist, was ist dann real? Ist alles nur eine Frage der Perspektive?

Die Psycho-Thriller-Serie „The Affair“ greift genau diese Fragen auf und zeigt dem Zuschauer eindrücklich, wie schwierig sich die Differenzierung von wahr und unwahr gestaltet. Sie lässt damit noch einmal auf andere Weise erfahren, was viele selbst kennen und erleben.
Aufgrund des grossen Erfolgs wurde die Serie um eine dritte Staffel erweitert, welche voraussichtlich im November diesen Jahres erscheinen wird. In diesem Artikel lesen Sie mehr.