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Weniger Sex – weniger Liebe. Oder umgekehrt?

Die Abnahme sexueller Aktivität von Paaren hängt nicht nur mit der Dauer des Zusammenlebens („Reizerosion“), hormonellen Veränderungen oder veränderten Lebensumständen zusammen. Sie liegt auch darin begründet, dass die Partner häufig jahrelang nur dem klassischen Ablauf – Vorspiel, Penetration und Orgasmus – folgen. Dabei liegt gerade im Bereich der Sexualität die Freiheit, diese immer wieder auch zu verändern – unabhängig davon, was in den Medien suggeriert wird. Diese Möglichkeit scheint jedoch deutlich weniger zu interessieren als die Frage „Wie viel Sex in Paarbeziehungen ist normal?“ Im Fokus vergleichender Prüfungen steht demnach häufiger die Quantität als die Qualität und Gestaltungsfreiheit von Sex.

Mit Vergleichen stellen Menschen Sicherheit und Orientierung für sich her. Dies ist völlig normal, kann aber dann zu einem Problem werden, wenn sie diese Vergleiche für sich als richtungsweisend auslegen, eigenen Intuitionen nicht mehr folgen und stattdessen unter „Leistungs- und Normailitätsdruck“ geraten, welcher auf sich auch auf den Partner und die Beziehung überträgt. So auch im Bereich der Sexualität.

In einer breit angelegten Studie mit mehr als 100.000 Paaren aus 24 Nationen kamen Forscher um das Team Northrup, Schwartz & Witte zu spannenden Befunden, was es für eine erfüllte Sexualität tatsächlich braucht.

Deutlichste Erkenntnisse: Mit Kritik und Schuldzuweisungen, ebenso Sextoys, Candlelightdinner und Reizwäsche lässt sich sexuelle Lust kaum und erst recht nicht dauerhaft anregen. Ebenso reicht es nicht aus, sich mehr Sex zu wünschen und dieses Vorhaben als Paar zu beteuern.

Das US-amerikanische Forscherteam konnte zeigen, dass es für eine dauerhaft befriedigende Sexualität stattdessen verschiedene Verhaltensweisen braucht, die dem Partner vor allem Respekt und Verbundenheit vermitteln. Dazu gehören neben anderen:

  • Aufmerksamkeiten, kleine Geschenke im Alltag
  • fortwährender Austausch über das, was in der Sexualität gemocht und abgelehnt wird
  • körperliche Nähe auch im Alltag (Alltagsberührungen)
  • eine gemeinsame Priorisierung von Sexualität und zeitlichem Investment dafür
  • gemeinsames Interesse aneinander – in Gesprächen frei von Medien, insbesondere dem smartphone

Paare in langjährigen Partnerschaften leben demnach nicht grundlos eine erfüllte Sexualität. Die tägliche Zuwendung wird häufig noch immer unterschätzt.

Die Studienergebnisse der Forschergruppe wurden unter dem Titel „The normal bar“ in Buchform veröffentlicht.

Sex ist Kommunikation!

Sex ist die intimste Form von Kommunikation, die uns zur Verfügung steht.
Was Sex mit dem Wunsch nach Bestätigung, Leistungsansprüchen, „Porno-Kompetenz“, Seelenverwandtschaft, mit Begehren und Ablehnung zu tun hat, lesen Sie in diesem zeitlosen Artikel.

 

Mein aktueller Buchtipp – für Paare, die ihrer Sexualität Schwung verleihen wollen

Damit im Verlauf einer Partnerschaft aus Lust nicht Frust wird, aus Leidenschaft nicht Langeweile braucht auch das Sexualleben Pflege und Aufmerksamkeit.
Statt eines Ratgebers zum Thema erfüllte Sexualität hat Ulrich Clement, Experte für Paarberatung und Sexualtherapie, ein indiskretes Fragebuch für Paare mit dem Titel „Think love“ verfasst.

Die Fragestellungen regen die eigene Kreativität an, machen Mut und nicht zuletzt auch Spaß. Die Unterscheidung des Autors zwischen Phantasien und Bedürfnissen eröffnet dabei neue und spannende Einblicke in die Sichtweisen des Partners und ist gleichzeitig entlastend. Weiterer willkommener Sideeffekt: Leser können sich selbst und ihre sexuellen Bedürfnisse (besser) kennenlernen und damit die Voraussetzung schaffen, diese auch zu leben. Denn nur wer seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle ausdrückt, erhöht deutlich die Möglichkeit, das jene auch Berücksichtigung finden. Wer sich anfangs schwer damit tut, dem bietet dieses Buch auch Platz für schriftliche Antworten.