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Die Kluft zwischen Erwartung und Wirklichkeit ist zu Weihnachten besonders hoch

Kaum jemand in unseren Breitengraden, verbindet mit Weihnachten nicht Zeit für Familie und die Liebsten, den Wunsch nach Harmonie und Besinnlichkeit. Erfahrungsgemäß ist es jedoch genau diese, oftmals überhöhte Erwartungshaltung, die an den Festtagen enttäuscht wird.

Statt eines besinnlichen Jahresausklangs, ist gerade der Dezember ein Monat, in dem bei vielen Menschen Hektik, Stress und Frust überwiegen. Jahresabschlüsse in den Unternehmen, Strategieplanungen für das kommende Firmenjahr, oft mehr als zwei oder drei Weihnachtsfeiern, Weihnachtsaufführungen und Bastelnachmittage in Kitas und Schulen, überfüllte Geschäftsstraßen und der Druck, rechtzeitig die passenden Geschenke für die Familie, Freunde und Kollegen zu besorgen… Jeder Aspekt für sich stellt noch kein Problem dar, doch es ist die Häufung an Ereignissen, welche nicht selten dazu führt, dass gerade in den letzten Wochen des Jahres die Nerven Vieler blank liegen.

Das Stresshormon Cortisol, welches in der Hirnanhangdrüse bei Belastungen und Hektik produziert wird, macht uns zwar kurzfristig leistungsfähiger, lässt aber auch schneller gereizt und missmutig reagieren. Gab es in einer Paarbeziehung oder Familie schon vorher Probleme, können diese durch das unleidliche Verhalten deutlich(er) hervortreten. Streit und Konflikte, teils Eskalationen, sind praktisch vorprogrammiert. Es ist somit alles andere als verwunderlich, dass die Nachfrage nach Eheberatung und Paarberatung nach den Festtagen und zu Beginn des neuen Jahres beträchtlich steigt.

Stress in der Weihnachtzeit vermeiden. Wie?

  • Wesentlich ist vor allem, sich bewusst zu machen, das besinnliche Vorweihnachts- und Festtage in den meisten Fällen unrealistisch und nur schwer zu realisieren sind. Dieses Wissen und die damit einhergehende realistische Erwartung schützen Sie vor Erwartungsenttäuschungen. Mit einer entspannteren Einstellung ist die „Leitung“ meist schon deutlich „länger“.
  • Gemeinsame Vorausplanungen ermöglichen, notwendige Erledigungen und Einkäufe schon im Vorfeld aufzuteilen. Planen Sie genau, wann, wer, wo, was erledigt. Besprechen Sie außerdem miteinander, was eventuelle Schwierigkeiten bei der Umsetzung sein könnten und wie Sie damit umgehen könnten. Ein Plan B schadet nicht, sondern rüstet Sie für Notfälle.
    Die Zeit für Streit, Schmollen und Versöhnen nimmt erfahrungsgemäß viel mehr Zeit in Anspruch als eine gute Absprache.
  • Mit Weihnachten verbundene Vorstellungen und Wünsche können sich ändern. Auch hier gilt der Austausch miteinander als Schlüssel.
    Beachten Sie: Nicht alle Probleme sind im Sinne von „win-win“ lösbar. Wichtig ist es aber, bei der Entwicklung von Lösungen auf die faire Ausgewogenheit zu gunsten des einen und des/der anderen zu achten.
  • Setzen Sie Prioritäten. Sie können auch mal eine Weihnachtsfeier auslassen und bei Zeitnot Stollen und Plätzchen in einer Bäckerei kaufen.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Partner und Ihrer Familie über Geschenke, denn sie sind häufig ein heikles Thema. Beschließen Sie gemeinsam zum Beispiel die Anzahl der Geschenke zu reduzieren. Es ist die Geste die zählt. Dies frühzeitig auch Kindern zu vermitteln, ist eine echte Kompetenz. Viel wichtiger als stundenlange Suche nach Geschenken ist die gemeinsam verbrachte Zeit in den Vorweihnachtswochen. 
  • Rituale gehören zu den Festtagen. Doch sie können über die Jahre auch fade oder bedeutungslos werden. Bringen Sie den Mut auf,  bisherige Abläufe (leicht) abzuändern oder die Festtage mal auf gänzlich andere Art zu verbringen. Allein die Planungen hierzu können Lebendigkeit und Freude bedeuten. Oft macht es auch den Kindern Spaß, Neues auszuprobieren, kleine oder erweiterte Aufgaben zu übernehmen und damit zum Fest beizutragen. Gemeinsam Ideen zu sammeln, steigert zudem die Kreativität.
  • Überfrachten Sie die Festtage nicht mit Terminen, denn Freizeitstress ist alles andere als erholsam. Auch hier bewährt sich eine Vorausplanung.

Ich wünsche all meinen ehemaligen und aktuellen Klienten sowie meinen Bloglesern eine unbeschwerte, bunte Weihnachtszeit!

© Aliaksei Lasevich / Fotolia

 

 

 

 

 

 

 

Mithilfe im Haushalt als Liebesbeweis

Eines der häufigsten Streitthemen in Partnerschaften ist neben Kindererziehung und Sexualität die Haushaltsführung.
Eine umfangreiche neue Forsa-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass 78% der Befragten in diesem Lebensbereich ihrer Beziehung Konflikte erleben. Bei mehr als einem Drittel findet mindestens einmal im Monat, bei 11% wöchentlich Streit darüber statt.

Die Studie zeigt außerdem auf, dass gemeinsame Hausarbeit genauso wichtig für die Paarzufriedenheit ist wie die gemeinsam verbrachte Freizeit.

Was passiert, wenn ein Partner sich nur unzureichend an der Hausarbeit beteiligt? Warum erscheint Druck oft als einziges Mittel zur Problemlösung und warum kann Hausarbeit als Liebesbeweis gelten?
Antworten darauf und weitere aufschlussreiche Befunde der Studie lesen Sie hier.

Trennung ohne Verlierer?

Bis ein Paar oder zumindest ein Partner sich zu einer Trennung entschließt, ist in den meisten Fällen Vieles vorausgegangen. Streithäufigkeit und -intensität steigerten sich hin bis zu täglichen Auseinandersetzungen, oft aufgrund von Banalitäten. Tagelanges Schweigen, wiederholte Verletzungen, Enttäuschungen oder zusätzliche Kränkungen…. Nicht selten streiten Paare bis zur totalen Erschöpfung. Beide Partner finden den Ausstieg aus den zermürbenden Eskalationsspiralen nicht, bevor beide Seiten verbal oder sogar körperlich gedemütigt wurden. Es geht nur noch um Recht oder Unrecht, um Macht und Ohnmacht oder die Vermeidung von Gesichtsverlust vor dem anderen um jeden Preis.
Trennung oder Scheidung scheint –  neben einer häufig deutlich zu spät begonnenen Paarberatung oder Ehetherapie – der einzige Ausweg.
Wie aber ist diesen Paaren eine faire Trennung – wenigstens den Kindern zu liebe – möglich? Kann eine Trennungsberatung dabei unterstützen, zumindest als Elternpaar in Würde auseinanderzugehen? Diesen Fragen widmet sich die aktuelle Spiegelausgabe.

 

Mein Lesetipp zum Thema „Die Kunst zu streiten“

Eine vielfältige und informative Auswahl an Artikeln rund um das Thema „Richtig streiten“ finden Sie in der aktuellen Ausgabe der GEO Wissen.
Die Artikel und Interviews mit Experten für Paarberatung und Paartherapie, Mediatoren, Psychologen, Friedensforschern und Politikern geben unter anderem Aufschluss zu folgenden Fragen:

Wie entstehen Konflikte?
Warum brechen Kriege aus und was haben Kriege mit Konflikten in Paarbeziehungen gemeinsam?
Was ist beim konstruktiven Umgang mit Wut und Aggressionen hilfreich?
Wie lassen sich Konflikte am Arbeitsplatz bewältigen?
Wie können Menschen innere Entscheidungskonflikte lösen?
Wie funktioniert gewaltfreie Kommunikation?
Wie arbeiten Mediatoren und was ist bei der Auswahl eines Streitschlichters wichtig?

Lesen Sie außerdem in der aktuellen Ausgabe ein Interview zu meiner Arbeitsweise in der Paarberatung.

 

Mein Kabarett-Tipp für einen unterhaltsamen Abend

Paare mit Problemen gehen zu einer Paartherapie. Ehepaar Ehnert geht stattdessen auf die Bühne. Den Kabarettisten ist es nach der erfolgreichen Komödie „Küss langsam“ in ihrem neuen Theaterstück “ Zweikampfhasen“ erneut gelungen, Komisches mit Tiefsinn zu verbinden.

Es kann also tatsächlich Spaß machen, einem Paar wie diesem, beim wortgewaltigen Schlagabtausch zuzusehen – während rasanter Dialoge schallend zu lachen und stellenweise auch mal nachdenklich gestimmt zu werden.

Das intelligente und energiereiche Beziehungskabarett können Sie im Mai und Oktober 2017 auch in Hamburg im Alma Hoppes Lustspielhaus sehen.

 

 

 

 

Fürsorge oder Kontrolle – Digitaler Familienalltag

Der Familienalltag ist zunehmend digitalisiert – mit allen dazugehörigen Vor- und Nachteilen.
In dieser aktuellen Kolumne der ZEITonline lesen Sie, dass gerade beim“Handy-Tracking“ von Kindern und Heranwachsenden die Grenzen zwischen elterlicher Fürsorge und übertriebener Kontrolle schnell verschwimmen können.

 

Belastungsprobe Kind: Lesetipp

Wie können Paare vermeiden, dass ihre Beziehung durch die Geburt eines Kindes in eine Krise gerät? Und was können sie tun, falls sich die Partnerschaft bereits in einer ernsthaften Schieflage befindet?

Meine persönlichen Tipps dazu finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom Stern mit dem Titelthema „Beziehungsfalle Kind: Schluss mit lustig!“

Beide Artikel „Achtung Baby! Wie Kinder die Beziehung ihrer Eltern auf die Probe stellen.“ und „Angespannte Beziehung? Das raten Paartherapeuten frischgebackenen Eltern“ lesen Sie ab 12.02.2017 auch online.

Meine, deine, unsere Werte – Kommunikationstipp für Paare

Paare, die sich häufig und sehr vehement streiten, berichten, dass sich diese Auseinandersetzungen oft an Kleinigkeiten entzünden oder sich um scheinbar „banale“ Themen drehen. Nicht selten aber münden Auseinandersetzungen über unterschiedliche Sichtweisen in Eskalationen, da die Partner um ihre „verdeckten“ Wertvorstellungen ringen.
So auch bei Konflikten beispielsweise um Alltagsorganisation oder Fairness und Gerechtkeit. Für den einen Partner steht die finanzielle Versorgung und Absicherung der Familie im Fokus all seiner Bemühungen, während für den anderen der Familienzusammenhalt und die gemeinsame Zeit  „schützenswert“ sind. Darüber zu streiten, welche Motivation nun „richtig“ oder „falsch“ ist und somit in ein nicht endendes „Ping Pong von Argumenten und Gegenargumenten“ zu geraten, ist auf Dauer zermürbend und zudem wenig zielführend.

Eine Möglichkeit ist es stattdessen, gemeinsam darüber zu sprechen, was den jeweils anderen „antreibt“ und welche Wertvorstellung mit dem (kritisierten oder störenden) Verhalten für den Partner verbunden ist. Ein wohlwollendes Gespräch miteinander, in welchem die hauptsächliche Motivation nicht die Klärung von „angemessen/unangemessen“,“richtig/falsch“ oder „recht/unrecht“ ist, sondern vor allem aufrichtiges Interesse oder Neugierde, kann Paaren helfen, sich über wiederkehrende Probleme ein neues Verständnis zu schaffen. Ein echtes Verständnis für den anderen und seine Werte kann eine gemeinsame Problemlösung wiederum deutlich erleichtern und vermeidet „faule Kompromisse“.

Blog Paarconsulting Paar in Kommunikation

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Wie können die Partner über ihre wichtigsten Werte im Leben ins Gespräch kommen?

Eine Möglichkeit wäre es, dass jeder Partner drei der für ihn wichtigsten Werte im Leben oder in der Partnerschaft (das macht eventuell Unterschiede!) notiert und das Paar sich anschließend darüber austauscht. Nehmen Sie sich Zeit für das Notieren und das anschließende Gespräch!
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, anhand eines sich wiederholenden Streitthemas darüber zu sprechen, welcher Wert für den Partner in diesem Konflikt „bedroht“ oder „angegriffen“ wird.

Diese Fragen können bei beiden Möglichkeiten hilfreich sein:

  • Warum ist gerade dieser Wert so bedeutungsvoll für mich oder warum könnte dieser so bedeutsam für mich geworden sein?
  • Was verbinde ich mit diesem Wert?
  • Wie versuche ich diesen zu schützen?
  • Wie verhalte ich mich, wenn ich den Eindruck habe, dass dieser Wert bedroht oder in Frage gestellt wird?
  • Durch welches Verhalten kann dieser Wert angegriffen werden?
  • Wo sehe ich Zusammenhänge zu bestimmten Konflikten zwischen uns und diesem für mich / dich hochbedeutungsvollen Wert?
  • Wo hat der Wert –  und das, was ich gestützt durch ihn versuche zu leben und umzusetzen  – aus meiner Sicht / deiner Sicht positiven und wo negativen Einfluss auf unsere Partnerschaft und unser Familienleben?

Ein Austausch über Werte lohnt sich immer – auch für glückliche Paare, die es bleiben wollen!
Es darf sogar Spaß machen!