Archiv für den Monat: Februar 2013

„Richtig“ streiten

Unterschiedliche Auffassungen und Meinungen wird es immer geben – auch in Ihrer Partnerschaft. Wiederkehrende Streitpunkte in Partnerschaften drehen sich häufig um Themen wie Finanzen, Kindererziehung, Aufgabenverteilungen im Haushalt und damit auch um Fairness und Gerechtigkeit, aber auch um Themen wie Eifersucht, Vertrauen und Sexualität.

Paaren gelingt es insbesondere in der Anfangszeit Ihrer Beziehung, Meinungsverschiedenheiten oder Missverständnisse und daraus entstehende Konflikte ohne größere Anstrengungen aus  der Welt zu schaffen, liebevoll oder sogar humorvoll damit umzugehen. Die Partner sind sich einander zugewandt, nachsichtig und wohlwollend miteinander.

Doch im Verlauf des Zusammenlebens erschweren es vor allem die wiederkehrenden Eigenheiten des Partners, alltägliche Widrigkeiten wie auch Hektik und Stress, sich konstruktiv und anerkennend miteinander auseinanderzusetzen. Wie umfassende Studien zeigen, liegt eine wesentliche Ursache hierfür darin, dass unter einem dauerhaft erhöhtem Stressniveau selbst vorhandene Kommunikationskompetenzen der Partner schnell zusammenbrechen. Die Qualität der Kommunikation sinkt um mindestens 40% (u.a. Bodenmann, 2000). Das heißt, der Austausch wird oberflächlicher und mündet schneller in Ärger, Enttäuschung und innere Rückzugstendenzen. Nicht selten versucht man Streit dann aus dem Weg zu gehen, indem man Belastungen mit sich selbst ausmacht und sich innerlich zurückzieht. Doch auf diese Weise wird zwischen den Beziehungspartnern nur eine Scheinharmonie errichtet, die zu Frustration führt. Diese nach innen gekehrte Frustration ist aber der Nährboden für Streit und Konflikte – die dann  häufig aus scheinbar unwichtigen, kleinen Anlässen entstehen.

Die gute Nachricht: Paare können lernen, sich respektvoll und wohlwollend miteinander auszutauschen und auf diese Weise faire Lösungen zu finden.

Wesentlich ist es zunächst, in der Partnerschaft eine Atmosphäre herzustellen, die es beiden Partnern ermöglicht – ohne Geringschätzung des anderen – die eigenen Sichtweisen und Bedürfnisse offen zu benennen. Dabei sollten die Partner darauf achten, bei sich selbst und der konkreten Konfliktsituation zu bleiben. Vermeiden Sie also Pauschalisierungen wie z.B. „wieder“, „immer“ oder „nie“. Andernfalls ist die Gefahr groß, dass beide Partner vom eigentlichen Thema abweichen und in Vorwurfsspiralen geraten.

Eine wichtige Fähigkeit ist es außerdem, dem jeweils anderen Partner wirklich zuzuhören – nicht ganz einfach, wenn man doch mit seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen oder schon entstandenen Verletzungen beschäftigt ist. Versuchen Sie dennoch, sich auf das einzulassen, was Ihnen Ihr Partner mitteilt und dies nicht als Angriff oder Vorwurf aufzufassen. Hören Sie auf das, was an Bedürfnissen und Gefühlen von Ihrem Partner ausgedrückt wird.  Es geht nicht um die Zuschreibung  von Schuld oder die Suche nach der absoluten „Wahrheit“. Viel wichtiger ist, was beide Partner in der konkreten problematischen Situation anders wahrnehmen und fühlen. Und diese Wahrnehmungen und Gefühle haben Ihre Berechtigung –auch wenn der andere diese nicht nachvollziehen kann. Wenn die Partner sich darauf einlassen, wird es ihnen gelingen, für beide faire Lösungsansätze zu finden und umzusetzen.

Wichtig ist es außerdem, dass beide  Partner darauf achten, dem anderen keine vorschnellen, sachlichen Ratschläge zu geben oder Lösungsvorschläge zu machen, da diese häufig als oberflächlich aufgefasst werden. Gehen Sie zuerst auf die Gefühle Ihres Partners ein – versuchen Sie sich in seine/ihre Lage zu versetzen, bevor Sie sachliche Lösungsangebote machen.

Für die beschriebene Art von Gesprächen brauchen Sie Zeit. Viele Paare fragen sich, woher sollen wir diese Zeit nehmen?

Sicher ist: Immer wiederkehrende Auseinandersetzungen, Streit, Wiederannäherung und Versöhnung verlangen viel mehr Zeit. Probleme, die im alltäglichen Zusammenleben immer entstehen, möglichst schnell „abhaken“ und unter Zeitdruck  Klärungen herbeiführen zu wollen, führt erfahrungsgemäß schnell zu zusätzlichen Missverständnissen und verstärkt das Gefühl der Partner, nicht verstanden zu werden. Nehmen Sie sich also die Zeit, denn sie ist eine der wichtigsten Investitionen in Ihre Beziehung.

Wie Paare auch in hohen Belastungszeiten, wie z.B. in Phasen eines Jobwechsels, dem Übergang in die Elternschaft, der Geburt des zweiten Kindes, dem Wiedereinstieg ins Berufsleben eines Elternteils, der Pflege von Angehörigen oder beim Übergang in die Pensionierung, angemessen kommunizieren können, kann in dem speziell für Paare entwickelten Stresstraining „paarlife“ eingeübt werden. Speziell dafür geschulte und lizenzierte paarlife-Trainerteams, die aus einem männlichen und einem weiblichen Trainer bestehen, bieten diese Trainings in Deutschland und in der Schweiz in regelmäßigen Abständen an. Ihre Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen.

Die nächsten Termine für paarlife-Trainingskurse in Hamburg finden Sie hier.

Auf Anfrage ist die Durchführung eines „paarlife-Trainings“ auch für einzelne Paare möglich. Bei Interesse stehe ich Ihnen gern für Fragen zur Verfügung.

Valentinstag? Den Alltag nutzen, um einander Gutes zu tun

Valentinstag. An nahezu jeder Ecke begegnen Sie uns: Aufwändig gebundene Blumensträuße in Rot- und Rosetönen, leuchtende Herzaufkleber an Kaufhausschaufenstern oder in Kiosken der Bahnhofsvorhallen, die auf unterschiedlichste Geschenkideen zum 14. Februar aufmerksam machen wollen. Sie sollen daran erinnern, der oder dem Liebsten etwas Gutes zu tun – an diesem Tag der Liebenden, wie ihn der heilige Valentinus schon 500 v. Ch. nannte. Damals noch gänzlich ohne den Kommerzgedanken.
Welchen Wert Paare dem Valentinstag beimessen ist sehr unterschiedlich. Es ist schön, wenn Sie diesen Tag nutzen, um mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin etwas Besonderes zu unternehmen, ihm/ihr etwas Gutes zu tun oder mit einem kleinen Geschenk eine Freude machen. Doch warum den Wert der gemeinsamen Beziehung nur an diesem Tag zum Ausdruck bringen? Ihre Liebe selbst ist ein wertvolles Geschenk. Und es braucht mehr als diesen einen Tag im Jahr, um die Liebe und Zufriedenheit in Ihrer Partnerschaft auf Dauer erhalten zu können.

Sich Zeit füreinander nehmen, einander Gutes tun, sich hin und wieder zu überraschen, aufrichtiges Interesse an dem anderen zeigen oder dem Partner/der Partnerin mal ein Kompliment machen – das ist für Frischverliebte selbstverständlich. Doch im Laufe der Zeit schlafen diese Selbstverständlichkeiten zunehmend ein. Liebevolle Gesten, zärtliche Berührungen, tiefe Gespräche und echtes Engagement werden schleichend immer seltener. Dabei sind es im Wesentlichen gerade diese Faktoren, die zu einer positiven Grundstimmung in Beziehungen beitragen.
Setzen Sie deshalb auch im Alltag positive Zeichen. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Beziehung. Sie könnten außerdem immer  mal wieder darüber nachdenken: Was kann ich tun, damit es meinem Partner/meiner Partnerin gut geht, damit er/sie sich wohlfühlt? Mit welchen kleinen Aufmerksamkeiten könnte ich ihm/ihr eine Freude machen? Wann habe ich meinen Partner das Letzte mal angelächelt? Wann habe ich ihm/ihr das letzte Mal gesagt, wie wichtig er/sie für mich ist? Wann haben wir das letzte Mal etwas unternommen, was uns beiden Spaß gemacht hat? Wann haben wir das letzte Mal zusammen ein neues Kochrezept ausprobiert? Wann zusammen über schöne Erinnerungen oder auch gemeinsame Pläne gesprochen?
Machen Sie den Anfang! Warten Sie nicht darauf, dass Ihr Partner/ Ihre Partnerin den ersten Schritt in diese Richtung macht. Denn diese kleinen liebevolle Aufmerksamkeiten sind, wie sie auch der Paartherapeut Guy Bodenmann bezeichnet: „Das Schmiermittel der Liebe“.