Archiv für den Monat: Juni 2012

Partnerschaft und Burnout (Teil 2)

Blog Paarconsulting Trauer

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Während im ersten Teil zu diesem aktuellen Thema mögliche Ursachen, die Bedeutung von Burnout für die Partnerschaft, Möglichkeiten der Vorbeugung und Bewältigung im Mittelpunkt stehen, soll es nachfolgend um Gründe für die Einbeziehung des Partners in die Behandlung des Betroffenen gehen. Paarberatung und –therapie zur Behandlung von Burnout oder Depression Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass die Einbeziehung des Partners/ der Partnerin in die Behandlung des von Burnout oder Depression betroffenen Partners sinnvoll und wichtig ist (z.B. Bischkopf, 2009). Mehrere Gründe sind hierfür entscheidend: Auch der nicht erkrankte Partner leidet unter dem Burnout und der Depression seines Partners/seiner Partnerin. Auch er bedarf der Unterstützung bei seinen Anliegen, Ängsten und Sorgen. Zudem spielt der Partner/die Partnerin in vielen Fällen ungewollt eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Depression, z.B. indem er/sie die Symptome des depressiven Partners durch zu stark fürsorgliches oder kritisches Verhalten oder durch den Rückzug aus Gründen eigener Erschöpfung manifestiert und verstärkt. Zudem ist es für den betroffenen Partner häufig sehr motivierend zu erfahren, dass der Partner/die Partnerin sich für seine Erkrankung und Belastungen interessiert und bei deren Bewältigung aktiv mithilft. Studien belegen darüber hinaus, dass durch den Einbezug des Partner/der Partnerin die Rückfallwahrscheinlichkeit deutlich reduziert werden kann und damit zu einer nachhaltigeren Besserung der Symptome beitragen als dies durch Einzeltherapien allein möglich ist (z.B. Beach et al., 1990; Bodenmann, 2009). Eine Paarberatung oder –therapie wirkt sich folglich häufig positiv auf den Heilungsprozess des erkrankten Partners aus. Voraussetzung ist dabei selbstverständlich die Bereitschaft beider Partner an dem Beratungs- und Therapieprozess teilzunehmen. Zu möglichen Nachteilen gehören die entstehenden höheren Kosten der Behandlung – denn die Kosten für Paarberatung und –therapie werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Dennoch ist es höchst lohnenswert, auf diese Weise zu einer schnellstmöglichen Besserung der Erkrankung und darüber hinaus einer Stärkung der Partnerschaft auch in schwierigen Zeiten beizutragen. Ausgewählte Literaturhinweise für Sie:

  • Bischkopf, J. (2009). So nah und doch so fern: Mit depressiv erkrankten Menschen leben. Balance Buch & Medien.
  • Bodenmann, G. (2009). Depression und Partnerschaft Hintergründe und Hilfen. Huber Verlag.
  • Nelting, M. (2010). Burn-out – Wenn die Maske zerbricht: Wie man Überbelastung erkennt und neue Wege geht. Mosaik Verlag.
  • Josuran, R. (2008). Seele am Abgrund: Ratgeber für Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen. Knapp Verlag.

Für Fragen oder weiterführende Hinweise stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Partnerschaft und Burnout (Teil 1)

Begriff und Gründe für Burnout Eine allgemein anerkannte Definition von Burnout gibt es nicht. Der Begriff trifft erfahrungsgemäß das Gefühl zahlreicher Menschen, die sich dauerhaft erschöpft, entkräftet, müde und leer – ausgebrannt fühlen. Ein Burnout zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Erschöpfung: Betroffene fühlen sich körperlich wie emotional ausgelaugt und kraftlos.
  • Veränderungen von Wahrnehmung und Persönlichkeit: Negative Wahrnehmung von sich und anderen.
  • Reduzierte Leistungsfähigkeit: Ineffektivität, Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten; das Gefühl, Erwartungen nicht mehr erfüllen zu können sowie die Einschränkung des Selbstwertgefühls.

In vielen Fällen resultiert ein Burnout aus dauerhaften Doppel- oder Mehrfachbelastungen, z.B. durch einen stark fordernden Beruf und gleichzeitige zahlreiche Aktivitäten im Privat- und Freizeitleben. Aus einem Gefühl des „gestresst seins“ wird schließlich Überforderung. Die Belastungen sind insbesondere bei Paaren mit Kindern sehr groß. Vor allem bei mehreren Kindern und wenn diese noch im betreuungsintensiven Kleinkindalter sind. Eine weitere Ursache sind eine (zu) hohe Motivation und volle Einsatzbereitschaft. Somit sind hauptsächlich stark leistungsorientierte oder perfektionistisch veranlagte Menschen gefährdet. Burnout tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Der Spagat zwischen Beruf und Familienleben und das häufig charakteristische weibliche Bedürfnis, es allen recht machen zu wollen, lassen viele Frauen unausweichlich an ihre körperlichen und psychischen Grenzen stoßen. Bedeutung von Burnout für die Partnerschaft In zahlreichen Fällen werden die zuvor genannten Merkmale von Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit begleitet. Gleichgültigkeit gegenüber der Partnerin/ dem Partner, der Familie, aber auch gegenüber der eigenen Arbeit und eigenen Interessen kann ebenso die Folge sein, wie auch deutliche Verhaltensänderungen (z.B. Ungeduld, Sarkasmus). Wie Sie vorbeugen können In alltäglichen Stresssituationen sollten Sie zunächst versuchen, den Stress allein zu bewältigen. Um sich zu erholen und Energie aufzutanken, ist es hilfreich fortwährend für Ausgleich und Entspannung zu sorgen, indem man z.B. soziale Kontakte pflegt, für regelmäßige Bewegung sorgt und sich viel an der frischen Luft aufhält. Wichtig ist es, permanenten Zeitdruck zu vermeiden. Daraus folgt, dass man sich zeitweise auch abgrenzen muss: Wie z.B. durch Nein-Sagen, das Delegieren von Aufgaben sowie die Einsicht, dass man nicht alles fehlerfrei und perfekt erledigen kann und muss. Die Liste weiterer Schritte ist noch lang. Letztendlich muss jeder herausfinden, was ihm gut tut und hilfreich ist. Wenn Sie die Belastung allein nicht mehr bewältigen können, kann Ihre Partnerschaft als „Fallnetz“ dienen. Das Reden mit dem Partner über den erlebten Stress bietet Klärung und Entlastung. Zentral ist hierbei, sich dem Partner wirklich zu öffnen, um zusammen herauszufinden, was emotional so schwierig ist. Der Partner/ die Partnerin sollte darauf achten keine vorschnellen, sachlichen Ratschläge zu geben, denn diese werden in belastenden Situationen eher als „Schläge“ aufgefasst. Diese Art von Gesprächen kann in den paarlife-Stressbewältigungstrainings eingeübt werden. Zusammen mit einem männlichen Kollegen biete ich diese, speziell für Paare entwickelten Stresspräventionstrainings, in regelmäßigen Abständen an. Die Wirksamkeit dieser Trainings wurde in zahlreichen Studien u.a. der Universität Zürich nachgewiesen. Vertrauensvolle Gespräche mit dem Partner/ der Partnerin machen bewusst, dass sie nicht allein mit den Belastungen dastehen und beugen der Entwicklung eines Burnouts vor. Darüber hinaus festigen sie die Partnerschaft und das Vertrauen in diese. Was kann der Betroffene tun? Ein Burnout stellt immer auch eine Chance für eine Neuausrichtung dar! Denn die Betroffenen können durch die Erfahrung mit einem Burnout persönlich wachsen, da sie ihre alltägliche Lebensweise und ihre Ziele bewusst überdenken müssen. Bitte bedenken Sie, dass bei einem Burnout oftmals medizinische und/oder psychotherapeutische Unterstützung notwendig ist. Achten Sie dabei genau darauf, wem Sie sich und Ihre Gesundheit anvertrauen möchten. Prüfen Sie, ob es sich um tatsächlich professionell und ausreichend fundiert ausgebildete Berater und Therapeuten mit den Schwerpunktthemen Stress und Burnout handelt. Was kann der Partner/ die Partnerin tun? In der Regel erkennen Betroffene selbst nicht, dass eine Veränderung im Gang ist. Meist realisiert das Umfeld zuerst, dass die betroffene Person gefährdet ist auszubrennen. Der Partner/ die Partnerin sollte die oftmals beträchtliche Hemmschwelle überwinden und den betroffenen Partner darauf ansprechen. Nehmen Sie die Gesundheit ihrer Partnerin/ihres Partners ernst! Wesentlich ist dabei, den anderen zu unterstützen und zu entlasten. Betroffene wollen kein Mitleid, sondern Verständnis. Sie sollten ihr/ihm verdeutlichen, dass sie voll hinter ihr/ ihm stehen, Halt und Sicherheit zu geben, bereit sind. Nicht selten ziehen sich die Betroffenen zurück und meiden den Kontakt mit anderen Menschen, da sie im Umgang mit anderen unsicher sind und werden. Sie schämen sich und fühlen sich minderwertig – oft sogar als Versager/in. Angehörige und der Freundeskreis sind in dieser Zeit jedoch besonders wichtig. Sie können die Betroffenen auffangen und ihnen die Orientierung und Sicherheit geben, welche sie brauchen. Der Partner/ die Partnerin sollte deshalb helfen, diese Kontakte aufrecht zu erhalten und zu fördern. Diese und weiterführende Anhaltspunkte zur Pflege und Gesunderhaltung Ihrer Paarbeziehung können Sie auch über die Zusendung von sogenannten „Paarbriefen“ erhalten, welche die Universität Zürich zwei bis drei Mal im Jahr an interessierte Paare versendet: https://www.paarlife.ch/index.php/paarbriefe/ Ich wünsche Ihnen alles Gute!